Stand der Dinge 2024 - zwanzig Jahre nach dem DASCHNER-Prozess und zweiundzwanig Jahre nach der Entführung/Ermordung des Kindes

  Die Akteure
 

  • Wolfgang DASCHNER, der als Polizeiviszepräsident die umstrittene Entscheidung zu verantworten hatte und vor allem das Leben des Kindes retten wollte, dafür juristisch und beruflich 'bezahlen' musste, dies aber aufrecht und in Würde tat, wurde nach Einstellung eines notwendig gewordenen Disziplinarverfahrens zum Leiter des "Präsidiums für Technik, Logistik & Verwaltung" bei der hessischen Polizei berufen. Seit 2008 ist er altersbedingt in Pension.
     
  • Ortwin ENNIGKEIT, der von DASCHNER beauftragte Kripbeamte, hat 2011 ein Buch veröffentlicht:
    Um Leben und Tod. Wie weit darf man gehen, um das Leben eines Kindes zu retten? Protokoll eines Verbrechens”. Es ist im Heyne-Verag, München erschienen, hat 269 Seiten und ist ausgesprochen lesenswert, wen man verstehen will, was damals passiert ist und in welchem Dilemma die Polizei gesteckt hatte.
    Inzwischen ist auch ENNIGKEIT pensioniert, war aber bis zuletzt bei der Kripo tätig. 
     
  • Magnus GÄFGEN, der Entführer und Mörder des elfjährigen Jakob von METZLER, wurde wegen “besonderer Schwere der Schuld” zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Er und sein Anwalt versuchten - vergeblich - wegen der “Folterdrohung” ein milderes Urteil zu erreichen. Dagegen hatte eine Beschwerde vor dem Europäischen gerichtshof für Menschenrechte in Strassburg im Jahr 2010 insoweit Erfolg, dass die Androhung von Folter zwar eine Verletzung der Würde des Menschen darstelle, das Strafverfahren aber korrekt abgelaufen sei. 
    Daraufhin verklagte der nun einsitzende Jurastudent das Land Hessen auf Schmerzensgeld, das LG Frankfurt billigte ihm 3.000 € als “Geldentschädigung” zu, aber kein “Schmerzensgeld”. Seine geplante Stiftung “zur Unterstützung von Kindern, die Opfer einer Straftat wurden”, wurde amtlicherseits nicht zugelassen. In dem von ihm im Gefängnis verfassten Buch “Allein mit Gott - Der Weg zurück” sieht er sich vor allem selbst als Opfer. Er wird wohl Ende 2025 nach Verbüßen einer Mindestverbüßungsdauer entlassen werden.

Mediale und wissenschaftliche Darstellung und Aufbereitung

  • Einige fachlich und wissenschaftliche Quellen finden sich bei WIKPEDIA unter dem Stichwort "Daschner-Prozess"
     
  • Besonders erwähnenswert - von diversen dokumentarischen Filmen abgesehen - ist der 2012 vom ZDF gesendete Film “Der Fall Jakob von Metzler”. Hier steht nicht so sehr die Dramatik der Abläufe im Vordergrund, sondern die Arbeit der Polizei. Und das moralische Dilemma des Polizeivizepräsidenten sowie seines beauftragten Beamten Ortwin ENNIGKEIT, der den Entführer bzw. Mörder verhört hatte.
    Sowohl die Eltern des ermordeten Kindes als auch die beiden Polizisten hatten den Filmemachern beratend zur Seite gestanden und warn mit dem Drehbuch auch einverstanden.
     
  • Das “Protokoll eines Verbrechens” bzw. die Frage “Wie weit darf man gehen, um das Leben eines Kindes zu retten” von Ortwin ENNIGKEIT und Barbara HÖHN wurde bereits oben erwähnt.

(JL)