Die Berichte des Berliner Tagesspiegel, 07.12.2002
Mord an Jakob: Es war Geldgier
Berlin. Der Prozess gegen den mutmaßlichen Mörder des Schülers Jakob von Metzler beginnt voraussichtlich im März vor dem Frankfurter Schwurgericht. Nach Informationen des Tagesspiegels ist Magnus G. inzwischen von dem Psychiater Norbert Leygraf in der Justizvollzugsanstalt Münster untersucht worden.
In einer gepanzerten Limousine kehrte der 27 Jahre alte Student diese Woche in die U-Haft nach Weiterstadt zurück. Dort steht er unter dauernder Videoüberwachung. Nach seiner Schilderung hatte er den elf Jahre alten Jakob zwei Mal gesehen, ehe er ihn am 27. September unter dem Vorwand in seine Wohnung lockte, er wolle ihm dort die Jacke seiner Schwester geben.
Der Entführer gab an, "weit" über seine Verhältnisse gelebt zu haben. Im Sommer habe er 6300 Euro Bankschulden gehabt. Da sei die Idee zur Tat gereift. Schon damals textete er am Erpresserbrief, in dem er eine Million Euro von der Familie Metzler forderte. G. sagte wörtlich: "Auf der einen Seite des Gehirns gab es den Plan. Auf der anderen ,Das kann ich nicht! " Eine Bank habe er nicht ausrauben wollen, er sei nicht der Typ mit dem Revolver.
In seiner Wohnung habe er so getan, als suche er nach besagter Jacke. Dann habe er mit dem Jungen "Entführung gespielt" und seinen "Plan abgespult". Er habe gesagt: "Jakob, jetzt wird s ernst", dem Kind die Beine weggeschlagen, es zu Boden gezwungen und den Mund mit Gewebeband verklebt. G. würgte den Schreienden und Zappelnden und verschloss ihm auch noch die Nase mit Klebestreifen. Nach polizeilichen Angaben ist Jakob erstickt. G. erklärte ferner, er habe den sich Windenden "angefleht": "Bleib doch ruhig, bleib doch endlich ruhig."
Er trug den Toten zur Badewanne, um Spuren zu verwischen, und duschte ihn ab. Der Beschuldigte tauchte das Kind ins Wasser, prüfte, ob es noch atmete. Letzte Luft sei aus der Lunge entwichen, was er zuerst als Lebenszeichen angesehen habe. G. habe lärmend die Wohnung verlassen und getestet, ob der Junge darauf reagierte. Später habe er dann die Leiche in einem Weiher versteckt.
Online am: 07.12.2002
Aktualisiert am: 19.02.2016
Inhalt:
"Folter"-Drohung? Ein Mörder, ein totes Kind, ein Polizeivizepräsident
- „Folter“-Drohung? Die Geschichte dreier Personen: Jakob von METZLER, Magnus GÄFGEN und Wolfgang DASCHNER
- "Folter"-Drohung: die Chronologie des Falles Jakob von METZLER
- Wie die "Folter"-Drohung des Polizeivizepräsidenten ans Tageslicht kam
- Folter und/oder Drohen: die Rechtsproblematik
- Rechtsgrundlagen für das Folterverbot
- "Folter oder nicht?"
- Ein "Fiktives Schlusswort"
- Reaktionen
- Stand der Dinge 2024 - zwanzig Jahre nach dem DASCHNER-Prozess und zweiundzwanig Jahre nach der Entführung/Ermordung des Kindes
- Entführt und befreit: Denis MOOK, ein ähnlicher Fall
Tags:
BILD-Zeitung | Courage | Frankfurt/M. | Hessen | Justiz | Mord | Polizei | Staatsanwalt | Tagesspiegel
Auszeichnungen:
"Wächterpreis der Tagespresse" 2004