Reaktionen bei der BILD, Frankfurt

nachempfunden von Horst CRONAUER

Das Echo unserer Leser auf die Veröffentlichung der "Folterdrohung" des Frankfurter Polizei-Vizepräsidenten Wolfgang Daschner war gewaltig. Die Anzahl der Leserbriefe stieg in Rekordhöhen.

Zum Vergleich: Normalerweise erhält BILD FRANKFURT etwa zehn Leserbriefe pro Tag, die Bundesausgabe von BILD rund 60. Allein zum "Fall Daschner" waren es in Frankfurt inklusive der E-mails direkt nach unserer Exklusiv-Veröffentlichung 40, die Zahl stieg die Tage danach im Rahmen der bundesweiten Diskussion auf den absoluten Rekord von 107. Eindeutiger Trend: Rund 90 Prozent hatten Verständnis für Daschner, lobten ihn, schlugen ihn sogar für eine Auszeichnung vor. Eingeschlafen ist dieses Thema nie. Selbst in der ruhigen Zeit nach dem Prozess gingen täglich immer noch zwei, drei Briefe ein.

Die zweite große Welle begann nach unserer nächsten Exklusiv-Story, der bevorstehenden Anklage des Polizisten durch die Frankfurter Staatsanwaltschaft. Wieder stieg die Anzahl der Briefe und E-mails auf rund 100 täglich - von denen wir über eine Woche lang täglich sehr viele in Auszügen veröffentlichten. Auch hier war der Trend mit rund 80 Prozent immer noch eindeutig pro Daschner - aber mit rund 20 Prozent hatte sich auch die Menge derjenigen, die aus juristischen Gründen eine Strafe forderten, verdoppelt.

Zu den Leuten, die viel Verständnis für den Frankfurter Polizei-Vizepräsidenten hatten, gehörte auch Hessens Ministerpräsident Roland Koch, CDU. Während er im ersten Interview direkt nach Bekanntwerden der Folterdrohung von seinem menschlichen Verständnis sprach, kam in seinem zweiten Statement kurz vor der Anklage-Erhebung noch der Halbsatz "juristisch natürlich verbotenes Vorgehen" hinzu.

Auch die von dem Mord an ihrem elfjährigen Sohn Jakob direkt betroffene Frankfurter Bankiersfamilie von Metzler äußerte sich über Freunde indirekt bei uns zum Fall Daschner. Und nahm den Polizisten in Schutz. Friedrich von Metzler wies darauf hin, dass Opferrecht doch wohl vor Täterrecht gehe. Und dass man das Wort "Folter" in diesem Zusammenhang regelrecht pervertiere. Wahre Folteropfer von Diktaturen oder KZ-Insassen würden im Nachhinein durch einen solchen Vergleich verhöhnt.

Natürlich geht die Diskussion weiter. Im Moment liegt der Fall beim Landgericht Frankfurt. Sollte es zum Prozess gegen den inzwischen ins Wiesbadener Innenministerium versetzten Wolfgang Daschner kommen, sind wir auf die dritte Welle der Leser-Reaktionen gespannt.