Die Berichte der Kölnischen Rundschau, 12.01.2016

von Daniel TAAB, Kölnische Rundschau

Inder am Rheinufer angegriffen und verletzt

Bereits fünf Übergriffe auf Ausländer - Erneut 154 Personen in Innenstadt kontrolliert

Erneut wurde ein Ausländer in der Kölner Innenstadt von unbekannten Tätern angegriffen. Wie aus Justizkreisen zu erfahren war, wurde ein Inder am Rheinufer von sieben Personen verletzt. "Der Mann hat Gesichtsverletzungen erlitten", bestätigte Oberstaatsanwalt Ulf Willuhn entsprechende Informationen dieser Zeitung. Um kurz vor 19 Uhr am Sonntagabend war der Inder mit "Gesichtsblutungen" den Polizeikräften auf dem Bahnhofsvorplatz entgegengekommen. Die Angreifer sind geflüchtet und konnten zunächst nicht gefasst werden. Das Opfer lebt in einem Flüchtlingsheim in Hagen. Die Polizei ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung. Die Staatsanwaltschaft zählt nun fünf Attacken, die rechte Gewalttäter am Sonntagabend auf Ausländer verübt haben sollen. Festnahmen gab es noch nicht. "Wir müssen die Vorfälle erst akribisch aufarbeiten und werden dann weitere Entscheidungen treffen", ergänzte Willuhn.

Um weitere Übergriffe zu verhindern, fährt die Polizei in den kommenden Nächten weiter verstärkt Streife. In der Nacht zum Dienstag kontrollierten Beamte 154 Personen, darunter auch Verdächtige aus dem Rocker-Milieu. Zwei Männer afghanischer Herkunft wurden festgenommen, weil sie sich illegal in Deutschland aufhielten. Zwei weitere Menschen nahm die Polizei in Gewahrsam, weil sie sich nicht an einen Platzverweis gehalten hatten. Außerdem schrieben die Beamten Strafanzeigen wegen Diebstahls, Betruges, Beleidigung, Verstoß gegen das Waffengesetz sowie Widerstand gegen Polizeibeamte.

Aufregung gab es während der Kontrollen nach einem anonymen Anruf. Einen Frau wählte gegen 20 Uhr die Notrufnummer und sagte, sie sei vergewaltigt worden. Der Anruf kam von einem Münzgeld-Telefon an einer Rolltreppe im Hauptbahnhof. Die Polizei eilte herbei, doch ein Opfer konnte nicht ausfindig gemacht werden. "Wir bitten die Frau, sich bei uns zu melden", sagte Polizeisprecher Dirk Weber. Es sei allerdings auch möglich, dass sich die Anrufer einen Spaß gemacht haben und es sich damit um eine Vortäuschung einer Straftat handelt.

Unterdessen gehen im Hauptbahnhof in diesen Tagen die Straftaten durch die massive Polizeipräsenz zurück oder werden auf andere Orte verlagert. "Ein Verdrängungscharakter ist deutlich zu erkennen", sagte der Sprecher der Bundespolizei, Frank Freund, der Rundschau.

LEITERIN DER PRESSESTELLE GEHT

Weitere personelle Konsequenzen nach den Silvesterübergriffen in Köln: Die Leiterin der Pressestelle der Kölner Polizei, Martina Kaiser, wird ihren Posten räumen. "Ich gehe freiwillig", sagte sie. Noch vor Karneval werde sie vermutlich den Schreibtisch räumen. Die Erste Kriminalhauptkommissarin hatte die Öffentlichkeitsarbeit der Behörde fünf Jahre lang geleitet.

Nach den Ausschreitungen hatte die Polizei am Neujahrsmorgen eine Pressemeldung veröffentlicht, in der sie von "weitgehend friedlichen Feiern" berichtete.

Auch wegen dieser Mitteilung war Polizeichef Wolfgang Albers massiv unter Druck geraten. Am Freitag hat ihn Innenminister Jäger in den einstweiligen Ruhestand versetzt. (ta) 

Auszeichnungen:

"Wächterpreis der Tagespresse" 2017