Die Berichte des EXPRESS, 19.04.2016
von Gerhard VOOGT, EXPRESS in Köln, Christian WIERMER, EXPRESS in Köln
Die ungehörten Hilferufe aus der Mob-Nacht
Düsseldorf - Frühzeitige Hilferufe von Einsatzkräften sind in der Kölner Silvesternacht offenbar bei der Polizei versandet. Neue brisante Fakten wurden jetzt bekannt.
So blieb der Notruf einer Streife um 22.14 Uhr ohne Folgen. "Weit über tausend Personen, keine Maßnahmen mit unseren Kräften möglich", heißt es in einem Funkspruch über die prekäre Situation auf dem Bahnhofsplatz.
Eine Kommunikationspanne mit fatalen Folgen. Wäre rechtzeitig massive Verstärkung geschickt worden, hätte der Sex-Mob vor Mitternacht gestoppt werden können.
Im Untersuchungsausschuss des Landtags zur Silvesternacht wurden gestern drei Beamtinnen der Kölner Polizei vernommen. Zwei waren als Funkerinnen in der Polizeiinspektion Innenstadt eingesetzt. Von der Dramatik des Einsatzes wollen sie dort nichts mitbekommen haben.
"Für mich war da nichts außergewöhnlich", so Sarah W. (29). Funkabfragen zu Asylbewerbern, die Straftaten begangen haben, seien an der Tagesordnung.
Die Nachricht von 22.14 Uhr ging zu einem Zeitpunkt ein, als die Zeuginnen noch in einer Vorbesprechung waren. Warum ihre Kollegen vom Regeldienst nicht reagierten, blieb bislang unklar.
Bereits um 21.23 Uhr und um 21.53 Uhr waren über den Notruf 110 Hilferufe von Krankenwagenbesetzungen zur Eskalation auf dem Bahnhofsplatz eingegangen. Auch diese Anrufe führten nicht zu einer Kräfteverstärkung.
In der Silvesternacht kam es am Hauptbahnhofs zu mehr als 1500 Straftaten. Die Übergriffe blieben von der Polizei weitgehend unbemerkt.
Das Land hatte der Kölner Polizei bei der Einsatzplanung die Unterstützung durch eine Einsatzhundertschaft der Bereitschaftspolizei verweigert. Wie im Vorjahr sollten Überstunden abgebaut werden. Der Chef der Polizeiinspektion Innenstadt, Peter Römers, hatte in seinem Einsatzbefehl auch vor drohenden "Tumultdelikten" in der Silvesternacht gewarnt. Er wird Dienstag im Ausschuss vernommen.
Online am: 19.04.2016
Aktualisiert am: 08.05.2017
Inhalt:
- Unglaubliche Ereignisse einer Silvesternacht und ihre Folgen: ein Überblick
- Die Chronologie aller Ereignisse der Silvesternacht
- 3 Medien machen alles öffentlich: das Making-of dreier Redaktionen
- Der parlamentarische Untersuchungsausschuss "Kölner Silvesternacht"
Tags:
EXPRESS | investigativ | Köln | Kölner Stadt-Anzeiger | Kölnische Rundschau | Nordrhein-Westfalen | Parlamentarischer Untersuchungsausschuss | Polizei
Auszeichnungen:
"Wächterpreis der Tagespresse" 2017
Die Menschen hinter dieser Geschichte:
- Joachim FRANK
- Janine GROSCH, Kölner Stadtanzeiger
- Christopher HEYER, Video EXPRESS
- Christian HÜMMELER, Kölner Stadt-Anzeiger
- Fabian KLASK, Kölner Stadtanzeiger
- Jens MEIFERT, Kölnische Rundschau
- Oliver MEYER, EXPRESS in Köln
- Peter PAULS, Kölner Stadtanzeiger
- Detlef SCHMALENBERG
- Stefan SOMMER, Kölnische Rundschau
- Tim STINAUER, Kölner Stadtanzeiger
- Daniel TAAB, Kölnische Rundschau
- Gerhard VOOGT, EXPRESS in Köln
- Christian WIERMER, EXPRESS in Köln
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