Andere über Balsam

Zusammenhängende Darstellungen zu diesem Fall gibt es (bisher) nicht.

Amtliche Informationen zur ‚Untätigkeit‘ der Bielefelder Schwerpunktstaatsanwaltschaft existieren in Form des „Bericht über die weitere Prüfung der Ermittlungsvorgänge des Kompexes Balsam AG“ vom 7.10.1994 durch den Kölner Generalstaatsanwalt (Az: 405 E – 7.356) sowie in Form des „Schlußbericht“, vorgelegt vom „Parlamentarischen Untersuchungsausschuss III“ im Düsseldorfer Landtag, betreffend den „Balsam-Komplex“ v. 7.4.1995 (NRW-LT-Drucksache 11/8654).

Der gemeinnützige Verein Business Crime Control mit Sitz in Maintal (Nähe Frankfurt/M), den der Whistleblower gleich zu Beginn ebenfalls mit auf seinen Verteiler gesetzt hatte und der als einziger sofort reagiert hatte, verfügt über den fraglichen Leitzordner nach wie vor. So wie es sich diese Institution zur Aufgabe gemacht hat, solche Fälle zu sammeln, aufzubereiten und ebenfalls ans Tageslicht zu bringen. Und die gesellschaftlichen Auswirkungen dabei zu benennen. Wir haben aus diesem Ordner hier das Vorwort des Whistleblowers zugänglich gemacht. Der Name ist uns bekannt, tut aber nichts zur Sache.

Der Journalist Martin KEßLER hatte 2001 für das WDR-Format “Die Story” einen 45minütigen Film gedreht: „Das Milliardengrab – Balsam für die Banken“, in dem vor allem der ehemalige Finanzschef (im Gefängnis) und KHK WALLMEIER ausführlich zu Wort kommen. Wie bei den Öffentlich-Rechtlichen Fernsehsendern üblich, ist dieser Film im Archiv verschwunden und nicht mehr aufrufbar.

Allerdings hat dann 2025 der WDR nachgelegt: mit einem Zweiteiler “Der Milliarden-Coup. Deutschlands schlimmstes Wirtschaftsverbrechen”. Teil 1: Das Verbrechen, Teil 2: Die Jagd. Eine zweiteilige Serie von Simone SCHILLINGER, die sich aber zum großen Teil auch auf ältere Aufnahmen und Interviews des Journalisten Martin KEßLER stützt. Beide Teile liefen  am 15.5. 2025 auf arte.tv, sind in der dortigen Mediathek nur 4 Wochen abrufbar, verschwinden dann ebenfalls in den öffentlich-rechtlichen Archiven.

KEßLER's Film aus 2001 geht ausführlich auch auf die Rolle der Banken ein, die in solchen Fällen, bei denen es (scheinbar) viel Geld zu verdienen gibt, regelmäßig mit von der Partie sind. Allerdings musste von den betroffenen Banken, die alle an diesem Rad mitgedreht hatten - so wie das hier zu Lande üblich ist – keine auf die (strafrechtliche) Anklagebank. Aber der Konkursverwalter der Balsam AG hatte in einem Falle auf zivilrechtlichem Weg Erfolg: Der Balsam-Aufsichtsratsvertreter der Deutschen Bank AG, die an Balsam über eine Tochterfirma „WFG“ indirekt bzw. verdeckt beteiligt war, musste aus seiner Privatschatulle 5 Millionen DM an Schadensersatz zahlen.

Die Hauptfigur der Balsam-Story, der ehemalige Buchhalter, der sich zum Finanzchef und Finanzjongleur mauserte, Klaus SCHLIENKAMP, hatte bereits 1994 in seiner U-Haft auf 230 Seiten schriftlich eine Art Geständnis verfasst. Titel: „Das Milliardengrab“. Es sollte irgendwann mal als Buch erscheinen, wird aber vor allem die Innenansicht des Geschehens und seines maßgeblichen Akteurs darstellen. Ist bis heute aber nicht veröffentlicht. BCC verfügt aber auch über dieses Dokument.

Im SPIEGEL-Archiv finden sich die meisten zugänglichen Artikel. Auch sein Bericht “Der Jäger und seine Geliebte”, in dem darum ging, dass KHK WALLMEIER der Ex von Klaus SCHLIENKAMP für eine Weile “zu nahe kam”, wie es der SPIEGEL formulierte.

Die Neue Westfälische (Zeitung) in Bielefeld hat einen Podcast mit Text dazu herausgegeben: “Warum der Balsam-Skandal für den Ermittler der Polizei zum Drama wurde”.

Die beiden Redakteure der Neuen Westfälischen, die unmittelbar nach (!) der ersten Fernsehsendung regelmäßig über den Fall berichteten, hatten 1995 einen “Wächterpreis der Deutschen Tagespresse” erhalten. Deren Artikel sind bei uns unter www.ansTageslicht.de/Waechterpreisgeschichten nicht dokumentiert, da wir damit erst im Jahr 2003 angefangen haben.

(JL)