Von Helmut Horten 1936 zur "GALERIA Karstadt Kaufhof"-Pleite 2024
Vorbemerkung
Die Historie von Unternehmen ist oft unbeständig, vor allem dann, wenn sie von Konkurrenten, Neidern und Emporkömmlingen, Spekulanten und/oder größenwahnsinnigen Menschen bestimmt wird. Dann erinnert nicht einmal ein Name an die Aufbauleistung der ursprünglichen Gründer.
Diese Geschichte rekonstruiert die Wege von 4 ehemals jüdischen Kaufhäusern aus alter Zeit, die im Jahr 2024 in einer Pleite enden. Und nur noch - quasi gemeinsam - den Namen “GALERIA” tragen. Nicht kaufmännisches Ungeschick der Gründer war der Auslöser, sondern Enteigungen durch Arisierungen, Fusionen und Übernahmen und zuletzt Gier und finanzieller Größenwahn.
Wir erzählen die Geschichte als kleine Serie und beginnen mit einem groben Überblick. Sie können alles aufrufen und direkt verlinken unter www.ansTageslicht.de/Galeria.
1936: Enteignungen durch "Arisierung"
Das erste Kaufhaus, das Helmut HORTEN (bzw. die Helmut Horten KG, deren alleiniger persönlich haftender Gesellschafter Helmut HORTEN war) übernahm, war 1936 das alteingesessene Duisburger Textilkaufhaus “Gebrüder ALSBERG”. Der junge Emporkömmling Helmut HORTEN, gerade mal 26 Jahre alt, erwarb es äußerst günstig, denn die jüdischen Vorbesitzer Hermann STRAUSS und Theodor LAUTER mussten, weil sie Juden waren, gehen. Konkret: emigrieren. Erste Maßnahme des neuen Eigners: Er entließ alle jüdischen Mitarbeiter und warb damit, dass das Kaufhaus „nunmehr in arischem Besitz“ sei.
Ein paar Monaten später übernahm die Helmut Horten KG das Kaufhaus Hess des jüdischen Kaufmanns Sally HESS in Wattenscheid und bis 1939 sechs weitere Filialen – beide Vorgänge sind detailliert rekonstruiert im Kapitel „Hat das Kaufhaus praktisch umsonst bekommen“ (online erst ab September).
Dann brach der Krieg aus – die Kaufhäuser, von den Nazis ursprünglich wegen ihrer Größe und ihrer jüdischen Besitzer angefeindet und verpönt, waren jetzt die Zentren der logistischen Versorgung der Bevölkerung.
Nach dem Krieg
Helmut HORTEN konnte sein Unternehmen schnell wieder aufbauen. Dabei halfen ihm die Warenbestände, die er in einem stillgelegten Schacht der August-Thyssen-Hütte in Hamborn versteckt gelagert hatte. In den 1950er-Jahren expandierte sein Unternehmen stark. So kaufte HORTEN 1952 der Familie SCHOCKEN die Kaufhauskette Merkur ab: elf Kaufhäuser für zehn Millionen D-Mark, da die jüdische Familie ebenfalls in die USA hatte emigrieren müssen, aber nicht mehr zurück nach Deutschland wollten. Die Merkur-Filialen wurden in Horten umbenannt.
1954 kaufte HORTEN dem jüdischen Firmenmagnaten Jakob MICHAEL die Aktien der Emil Köster AG ab. MICHAEL hatte 1924 von Emil KÖSTER dessen Firma Deutsche Familienkaufhaus (DeFaKa) übernommen. Um der drohenden Judenverfolgung unter den Nazis zu entgehen, emigrierte MICHAEL 1932 in die USA. Die DeFaKa und damit 19 Kaufhäuser gehörten nun HORTEN. Er bezeichnete sie als „Kaufhäuser klassischer Prägung“ und legte den Schwerpunkt auf Textilwaren.
Mit dieser Expansion wurde HORTENS Unternehmen zur viertgrößten Kaufhauskette Deutschlands: hinter Karstadt, Kaufhof und Hertie.
Hertie steht übrigens für die Anfangsbuchstaben von Hermann TIETZ. Mit dessen Kapital hatte sein Neffe Oscar TIETZ 1882 die Firma „Hermann Tietz“ gegründet, die sich im Zuge der Arisierung in „Hertie“ umbenannt hatte und die sich auf den Osten und den Süden des Landes konzentrierte, während Oscars Bruder Leonhard TIETZ mit “Kaufhof” in Köln mehrheitlich im Westen Deutschlands tätig war.
Neuordnung des Kaufhausimperiums
In den 1960er-Jahren zog die neue Firmenzentrale nach Düsseldorf und HORTEN organisierte sein zusammengekauftes Geschäftsimperium neu. Das war nicht einfach, denn die Kaufgewohnheiten der hauptsächlich aus der Arbeiterschaft kommenden Merkur-Klientel unterschied sich stark von den finanziell besser gestellten DeFaKa-Kunden.
Im Zuge der Neuorganisation sollten alle Kaufhäuser „Vollsortiment-Warenhäuser modernster Prägung“ sein. Dazu gehört, dass die Gebäude von außen durch die einheitliche Wabenfassade sofort als Horten-Kaufhaus erkennbar sein sollten. Diese „Horten-Kacheln“ sind an vielen Kaufhausfassaden heute noch sichtbar und stehen teilweise unter Denkmalschutz. So zum Beispiel in Hamburg gegenüber dem Hauptbahnhof.
Helmut HORTEN wird Privatier, die Kaufhauskette eine Aktiengesellschaft
1968 - es ist die Zeit studentischer Unruhen, weil die jungen Menschen wissen wollen, was ihre Väter vor 1945 gemacht haben - hatte HORTEN es satt in Deutschland. Und siedelte um. Mit seiner Frau Gemahlin in den kleinen, schönen und ruhigen Ort “Madonna del Piano” im Schweizer Kanton Tessin. In der Schweiz zahlen Millionäre und Milliardäre so gut wie keine Steuern.
Und so entschied sich der “Kaufhauskönig”, wie er schon damals genannt wurde, schrittweise aus seinem Unternehmen auszusteigen. Er wandelte die Horten GmbH in eine Aktiengesellschaft um, weil man Aktien einfacher und schneller verkaufen kann als GmbH-Anteile. Dies tat er in den folgenden drei Jahren. 25 Prozent seiner Anteile übernahmen die Deutsche Bank und die Commerzbank zusammen, weitere 25 Prozent kaufte der Zigarettenkonzern BAT, der Rest wurde an der Börse gestreut.
HORTEN's Verkaufserlös: geschätzte 1,2 bis 1,4 Milliarden DM.
Das Geld transferierte er auf seine Schweizer Konten. Weil er eine steuerliche Gesetzeslücke ausnutzen konnte, musste er den Gewinn nicht in Deutschland versteuern.
70er und 80er Jahre: Das GALERIA-Konzept entsteht
Als HORTEN sich bereits in sein Privatleben zurückgezogen hatte und sein Firmenimperium bundesweit 51 Warenhäuser mit 25.000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von rund einer Milliarde D-Mark umfasste, kauft die Horten AG, in die das Unternehmen mit HORTENs Ausstieg 1969 umgewandelt wurde, 1974 die SB-Warenhäuser des Hamburger Otto-Konzerns und machte aus fast allen der Filialen Warenhäuser mit dem Namen “Horten”.
Ab 1988 entwickelt die Horten AG das „Galeria“-Konzept für ihre Kaufhäuser, wonach es keine Aufteilung mehr in Abteilungen geben, sondern eine sortierte Anordnung nach Marken und jede Filiale auf die Kunden wie die Ansammlung einzelner Spezialläden wirken sollte. Das entwickelte Galeria-Konzept fand auch im Ausland Anklang. Zum Beispiel betreibt die belgische Kaufhof-Tochter INNO seit 2004 alle Filialen als „Galeria Inno“.
Einkaufsgemeinschaften und erste Verflechtungen
1989 gründeten die Horten AG und ihr Kooperationspartner Kaufring eine Einkaufsgemeinschaft mit dem Namen „Merkur Einkaufsgesellschaft Horten-Kaufring mbH“, an der Horten und Kaufring jeweils 50 Prozent Anteile hielten. Das Ziel dieser Gemeinschaft war, durch größere Einkaufsmengen am Markt bessere Konditionen zu erlangen. Ein Jahr später wurde eine weitere Einkaufsgesellschaft gegründet: Sono-Centra, die zu jeweils einem Drittel der Horten AG und Kaufring und Hertie gehörte und ermöglichen sollte, im asiatischen Raum größere Mengen zu günstigeren Konditionen ordern zu können.
Das Unternehmen Kaufring, das bis dahin noch keine eigenen Warenhäuser betrieb, aber in den stationären Markt mit eigenen Filialen einsteigen wollte, schmiedete Anfang der 1990er gemeinsam mit dem Konzern Kaufhof den Plan, Horten zu übernehmen. Kaufhof kaufte Anteile an Horten und stockte diese nach und nach auf, Kaufring stiegt 1992 über die West LB mit einem Fünf-Prozent-Aktienanteil bei Horten ein und kaufte 1993 zehn kleinere Horten-Warenhäuser.
"Marktbereinigung": Fusionen und Übernahmen
1994 kam es zu einer sogenannten Marktbereinigung der deutschen Kaufhausszene durch Übernahmen und Fusionen:
- Kaufhof kaufte die Horten AG.
- Und Karstadt mit Geschäftsführer Walter DEUSS übernahm die Hertie-Gruppe.
Nun gab es nur noch zwei Kaufhausketten: Galeria Kaufhof und Karstadt mit den (noch) Hertie-Filialen
Ein Jahr später, 1995, wurde das Horten-Kaufhausgeschäft von der Horten AG auf die Fa. Horten Galeria GmbH mit Sitz in Köln übertragen. Die Horten AG blieb danach jedoch zunächst als Immobiliengesellschaft erhalten, weiterhin mit Hauptsitz in Düsseldorf. Ihr gehörten die Kaufhausgebäude und die Kaufhäuser selbst mussten jetzt (hohe) Mieten an das Immobilienunternehmen zahlen.
Als die Kaufhof AG 1996 mit dem Handelsriesen Metro fusionierte, entstand ein Einzelhandelsgigant, der unter anderem die Marken
- Metro
- Kaufhof
- Horten
- MediaMarkt
- Saturn
- Praktiker
- Real
- Jacques' Weindepot
vereinte.
Die Abwärtsentwicklung beginnt. Und der Name "Horten" verschwindet
Die Horten AG ging 1998 in der Divaco AG & Co. KG auf, in der die Metro AG mehrere nicht mehr zum Kerngeschäft gehörende Gesellschaften sammelte. Bei Kaufhof und Karstadt gingen der Um- und Ausbau und damit das Fusionieren weiter:
Karstadt übernahm 1999 das Versandhaus Quelle. Die daraus entstehende KarstadtQuelle AG war ein Handelsriese mit mehr als 116.000 Mitarbeitern und 32,5 Milliarden D-Mark Umsatz, der auch im DAX notierte. Dazu gehörten neben den Kernmarken Karstadt und Quelle Marken wie
- Neckermann
- Runners Point
- WOM-Musikgeschäfte
- SinnLeffers
- und die Textilkette Wehmeyer.
Auch hier das gleiche Konzept: Die übernommenen Geschäfte (Unternehmen) mussten von nun an hohe Mieten an die konzerneigenen Immobiliengesellschaften zahlen und wurden - absehbar und/oder auch geplant - insolvent. Mussten irgendwann aufgeben. Immer ein probates Unternehmenskonzept, um Mitarbeiter loszuwerden.
2002 ging die Kaufring AG insolvent. Mit ihr verschwand die Merkur-Einkaufsgesellschaft mbH und es begann das sukzessive Verschwinden der Marke Horten: Etwa zeitgleich mit dem 125-jährigen Jubiläum der Kaufhof Warenhaus AG im Jahre 2004 fand die Kaufhausmarke Horten ihr Ende: Kaufhof übernahm die Aktienmehrheit an der Horten AG. Die Horten-Filialen, die in dem neuen Kaufhof-Konzern verblieben, wurden in (Galeria) Kaufhof oder anders umbenannt, verkauft oder geschlossen.
Und wieder wurde man auf diese Weise Angestellte los.
Karstadt's weiterer Weg in den Abgrund: Sanierer Thomas MIDDELHOFF
2004/2005 übernahm der beim Medienkonzern Bertelsmann AG geschasste Spitzenmanager Thomas MIDDELHOFF das Sagen bei KarstadtQuelle AG. Er setzte mehrere strategische Veränderungen durch:
- KarstadtQuelle wurde in Arcandor umbenannt.
- Er teilte das Unternehmen in 3 jeweils selbstständige Sparten auf:
- Warenhaus: Karstadt
- Versandhandel: Primondo
- Touristik: Thomas Cook
- MIDDELHOFF verkaufte die vielen Warenhaus-Immobilien und die Warenhäuser bzw. der Karstadt-Konzern musste jetzt Miete zahlen. An ein Spekulanten-Konsortium bestehend aus Goldman Sachs, der Deutschen Bank, Reifenhersteller Pirelle, Generali-Versicherung und einen Oppenheim-Esch-Fonds, bei dem MIDDELHOFF selbst beteiligt war.
Der Verkauf brachte zwar Milliarden Euro ein, konnte aber nicht verhindern, dass Karstadt 2009 erstmals Insolvenz anmelden musste. Mehrmals sah sich der Staat genötigt, Karstadt aus der Misere zu helfen. Die Tausenden von Mitarbeitern wurden gezwungen, Lohneinbußen, Überstunden ohne Entlohnung und Urlaubseinschränkungen hinzunehmen: auf dass das Unternehmen in eine rosige Zukunft starten könne.
Während dieser “Sanierung”, in deren Rahmen Neckermann an einen US-amerikanischen Finanzinvestor (Sun Capital) verkauft wurde und der Aktienkurs der Arcandor AG auf knapp ein Zehntel absackte, ließ MIDDELHOFF es sich finanziell gutgehen. Von seinen anteiligen Mieterträgen als Miteigner des Oppenheim-Esch-Fonds, die er selbst heraufgeschraubt hatte, ließ er sich private Reisen von Arcandor bezahlen und auch einen Hubschrauber von zuhause zum Arbeitsplatz, um Staus auf der Autobahn zu umgehen.
2009 war es soweit: Arcandor musste um Kredite und Bürgschaften bitten und gleichzeitig Insolvenz anmelden.
Wegen MIDDELHOFF's In-sich-Geschäfte - hohe Kaufhausmieten, die in gleicher Höhe als Einnahmen im Oppenheim-Esch als Einnahmen klingelten - wurde die Staatsanwaltschaft aktiv. Nach längeren Ermittlungen wurde MIDDELHOFF und gerichtlichen Verhandlungen wurde MIDDELHOFF 2014 wegen “Untreue” und “Steuerhinterziehung” zu drei Jahren Gefängnis verurteilt.
Der nächste "Sanierer": René BENKO
2010 übernahm der US-amerikanische Investor Nicolas BERGGRUEN Karstadt, 2013 holt er den österreichischen Emporkömmling, der es inzwischen zum Immobilienmilliardär geschafft hatte, René BENKO, als Aktionär ins Boot: BENKO und sein Unternehmen Signa stiegen mit 75 Prozent bei den Sport- und Premiumhäusern ein – und übernahmen ein Jahr später den Rest des Unternehmens. Dann verließ BERGGRUEN Karstadt und BENKO übernahm Karstadt (für einen Euro), dessen Sanierungsaufgaben weiterhin bestanden.
GALERIA Kaufhof und KarstadtQuelle/Arcandor fusionieren zu "Galeria Karstadt Kaufhof":
Fünf Jahre später, 2015 wurde Galeria Kaufhof GmbH an die kanadische Hudson’s Bay Company (HBC) verkauft – die aber 2018 die Mehrheit ihrer Anteile wiederum an den einen österreichischen Immobillienspekulanten René BENKO verkaufte. Bzw. an dessen Holding Signa.
Im September 2018 fusionierten Galeria Kaufhof und Karstadt. Am neuen Unternehmen hält BENKO's Signa Holding 50,01 Prozent der Anteile, HBC 49,99 Prozent. Nach der Fusion übernahm Karstadt-Chef Stephan FANDERL die Leitung des Konzerns mit dem neuen Namen „Galeria Karstadt Kaufhof“:
BENKO's Sanierungsplan in den Bankrott
Mitte 2019 kaufte die Signa Holding der HBC deren restliche Anteile ab. BENKO's Signa hielt nun 100 Prozent der Anteile an Galeria Karstadt Kaufhof und hatte damit freie Hand für die (angebliche) Sanierung des Konzerns – jedenfalls das, was BENKO unter „Sanierung“ verstand.
BENKO's Geschäftsmodell:
- Immer und überall die Gewerbemieten erhöhen, dann steigt der (vermeintliche) Wert eines Unternehmens bzw. Kaufhauses. Jedenfalls darf man dann den gestiegenen Verkehrswert in der Bilanz höher ansetzen.
- Bei einem höheren Verkehrswert erhält man bei den Banken einen höheren Kreditrahmen.
- Mit dem zusätzlichen Kredit kann man in neue Unternehmen investieren. Egal ob “Elbtower” in Hamburg oder in eigene versteckte Familienstiftungen und sonstigen privaten Luxus.
Und so kam es wie es - absehbar - kommen musste.
2020 ging Galeria Karstadt Kaufhof bankrott. BENKO wollte die Kaufhauskette in einem sogenannten Schutzschirm-Insolvenzverfahren sanieren, das Insolvenzverfahren wurde mit Schuldenschnitt für die Gläubiger beendet. Und mit staatlichem Geld, z.B. 2021 mit einerm Nachrangdarlehen in Höhe von knapp einer halben Milliarde Euro aus dem “Wirtschaftsstabilisierungsfonds” (Corona-Maßnahme). Ein Jahr später nochmals 220 Millionen Euro als “stille Einlage”. Und weiteren Geldern aus öffentlichen Kassen.
Ein neues, sprich inzwischen drittes Insolvenzverfahren für Galeria endete im Mai 2023, der Sanierungsplan sah die Schließung von rund einem Drittel der 129 Filialen vor. Im Dezember 2023 ging die Signa Holding insolvent. Davon betroffen sind auch die Edelkaufhäuser, die zur Luxury Group der Signa gehören:
- das KaDeWe in Berlin
- das Hamburger Alsterhaus und
- Oberpollinger in München.
Durch die Pleite von BENKO's Signa Holding geriet auch Galeria oder das KaDeWe in Berlin erneut in eine wirtschaftliche Schieflage. Folge: Insolvenz im Januar 2024.
Im August 2024 - wiederum als äußerliches Zeichen - einer (angeblich) erfolgreichen Sanierung der neue Unternehmensname: GALERIA:
Das Ende?
Und das ist offenbar - zumindest derzeit - das Ende von 4 ehemals gut gehenden Kaufhausunternehmen, die von jüdischen Mitbürgern gegründet und mühevoll aufgebaut wurden. Nicht um damit zu spekulieren und dabei entstehende Verluste, Pleiten und Pannen zu sozialisieren und die Profite zu privatisieren, sondern um etwas zu machen, was klassischerweise Kaufleute tun: eine Geschäftsidee umzusetzen, die allen nutzt: den Kunden, der Allgemeinheit und natürlich auch dem eigenen Lebensstil. Bis sie von den Nazis enteignet und verjagt wurden. Dann kamen entweder politisch opportunistische Emporkömmlinge oder große Banken, die jedem ihre Dienste anbieten, solange die Kasse stimmt.
Nach dem “totalen Krieg” und dem totalen Zusammenbruch 1945 gab es für die Verjagten nur vereinzelt Entschädigungen. Die aber nie aufwiegen konnten, was die ursprünglichen Besitzer verloren hatten: ihr eigenes Unternehmen, ihre unternehmerische Identität und ihre Heimat.
Anders die neuen Besitzer, die mit ihren Kaufhausketten in der Ära des “Wirtschaftswunders” nochmals goldene Zeiten erlebten. Bis die “Sanierer” und “Marktbereiniger” kamen, die wenig bis nichts vom Kaufhausgeschäft verstanden und denen es auch nicht wichtig war, ein Geschäftsmodell veränderten Rahmenbedingungen und Kundeninteressen anzupassen.
Dann der letzte Akt, der von Inkompetenz, Geldgier, Spekulation und Größenwahn geprägt war.
(JS)
Online am: 01.07.2024
Aktualisiert am: 05.10.2024
Inhalt:
Kaufhauskette GALERIA: Wie aus 4 jüdischen Kaufhäusern ein Pleiteunternehmen wurde
- Von Helmut Horten 1936 zur "GALERIA Karstadt Kaufhof"-Pleite 2024
- "Hat das Kaufhaus praktisch umsonst bekommen"
- Wie es nach den Arisierungen weiterging: mit Helmut Horten und den Enteigneten
- Der große Boykott am 1. April: aus dem Traditionskaufhaus Leonhard Tietz wird die "Kaufhof AG"
Tags:
Arisierung | Enteignung | Nationalsozialismus | Pleite und Bankrott | Zweite Karrieren nach 1945