Bernd HIMMELREICH versus VW: "Gesundheit ist wichtiger als Umsatz!" Ein Whistleblower?

Die Explosion

Der Knall war kurz, aber heftig. Der 'Staubsauger' der Marke Festool, der explodiert war, hatte seine Tausende von Einzelteilen wie Granatsplitter über den ganzen Werkstattraum verteilt, und ein Teil der Metallsplitter steckten jetzt in seiner linken Körperhälfte. Dass das Trommelfell geplatzt war, hatte er zunächst gar nicht bemerkt, zu tief saß der Schock in den Gliedern. 

Als Fachmann für Reparaturen an edleren Karossen der höheren Preisklassen, die vornehmlich aus Aluminium gefertigt sind und nur noch wenig Stahl enthalten wie sonst die Autos, hätte ihm das nicht passieren dürfen. Zumal er seit rund 20 Jahren nicht nur als anerkannter Spezialist gilt, sondern auch als "Trainer" in jenen Kfz-Werkstätten unterwegs war, die ebenfalls Automobile aus Aluminium, gemischt mit Stahlanteilen reparieren und instand halten - vornehmlich die Marken Audi, Porsche und Lamborghini. Marken aus dem Hause Volkswagen-Konzern.

Bei den beiden Sportwagen zuvor, zwei "Audi TT", war alles gut gegangen. Der Ferrari F 550 Maranello, der jetzt an der Reihe war, hatte nur einen leichten Heckschaden, bei dem das Abschlussblech ausgetauscht und geschweißt werden musste. Um die Nähte optisch zu verblenden, war eine Schleifmaschine gefragt und korrekt wie es sein soll, hatte er den Absauger für den dabei entstehenden Aluminiumstaub direkt vor dem Schleifer positioniert. Als er damit fertig war, schaltete er die kleine handliche Maschine ab, um sie auf die Werkbank zurückzulegen. Dummerweise berührte er mit der langsam auslaufenden Schleifscheibe einen kleinen Haltewinkel am Ferrari. Und der war just aus Stahl, nicht aus Aluminium wie der Rest des ganzen Fahrgestells.

Es gab einen kleinen Funken, der eingeschaltete "Sauger" nahm in gierig auf, die Explosion war unvermeidlich: Bereits Aluminiumstaub gepaart mit Feuchte oder Wasser ist explosiv. Ein echter Funke garantiert die Wirkung einer Bombe.

Karl RADLER, den wir hier anonymisieren, ist seither auf seinem linken Ohr fast taub. Und er leidet an Gleichgewichtsstörungen. Das wird so bleiben.

Trotzdem hatte er Glück im Unglück. Er war allein in der Werkstatt. Keine Angestellten. Und keine Besucher, etwa Berufsschüler, die sich mal typische Instandhaltungsarbeiten in einer Werkstatt anschauen wollten, in der auch Limousinen der Reichen und Schönen gewartet und gepflegt werden.

Heute weiß und sagt er, dass er nicht ausreichend aufgepasst hatte. Zum Teil war es auch Unwissenheit. Zum Beispiel über den "Sauger". Den hatte er sich als "explosionsgeschützt" ausgesucht. Und deswegen gedachte er auch den Hersteller zu verklagen. Doch der legte die Betriebsanleitung auf den Tisch: Die Maschine bietet keinen Schutz gegen das Ansaugen mechanisch erzeugter Funken. Egal ob man damit Stahlteile eines Autos berührt oder ein anderes Werkzeug streift. In beiden Fällen liege eine "nicht bestimmungsgemäße Verwendung" vor.

Heute weiß Karl RADLER auch: "Viele Mitarbeiter in den Werkstätten wissen nach wie vor nicht, welchen Gefahren sie da ausgesetzt sind."

Weil Karl RADLER nach wie vor Schulungen in anderen Werkstätten durchführt, macht er von dem Unfall kein Aufhebens. So laut der Knall 2014 war, so geräuschlos will er weiter arbeiten.

Bernd HIMMELREICH

Einer erfährt dann doch von dem Malheur, Bernd HIMMELREICH, der sich wenige Jahre zuvor, 2009, mit seiner Fa. ProWoTech GmbH in Wesel selbstständig gemacht hat. Er kennt Karl RADLER beruflich, kann nicht verstehen, was da passiert ist, nimmt Kontakt mit ihm auf, besucht ihn im Krankenhaus, später dann wieder in dessen Werkstatt. Beide wollen wissen, was genau und warum es passiert ist. Es ist berufliche Neugier: Ein echter Profi, ein Experte weiß, was er kann und weiß aber auch, was er noch nicht weiß. Und deshalb dazulernen muss.

Karl RADLER ist einer von dieser Sorte, Bernd HIMMELREICH auch. Letzterer ist, wir schreiben das Jahr 2014, 56 Jahre alt und Exklusivlieferant für Werkstattausrüstungen im Auftrag von VW: für die VW-Vertragswerkstätten, aber auch für freie Kfz-Werkstätten. Mit ungeklärten Arbeitsunfällen und nicht sachgerechtem Umgang mit unbekannten Stoffen hat er so seine Erfahrung. Seine eigene.

Ende der 80iger Jahre arbeitete er als Maschinenbautechniker bei einem Unternehmen, das mit thermoplastischen Kunststoffen zu tun hat, als er eines Tages, gerade von einer Schulung aus England zurückgekommen, eine Labormaschine vom erkalteten Kunststoff reinigen soll. Normalerweise baut man ein solches Teil aus, legt es in den Ofen und jagt die Temperatur hoch - der harte Kunststoff wird weich, läuft aus.

Diesesmal ist es anders - trotz der 400 Grad Celsius und mehr gibt der Ofen nicht her. Nachfrage beim Chef, was das denn für ein Kunststoff sei: Weiß er nicht, aber wohl "irgendein Brandschutzmittel drin." Bernd HIMMELREICH lässt alles wieder erkalten, steckt das verklebte Bauteil in einen Schraubstock, setzt eine rotierende Drahtbürste an. Es staubt sehr stark, er bemerkt einen "ekelhaften metallierten Geschmack im Mund", holt sich eine Papierstaubmaske, bürstet weiter.

Als er sich eine halbe Stunde später auf sein Motorrad schwingt, um zum Mittagessen schnell nach Hause zu fahren, spürt er Veränderungen - und das mitten auf der Weseler Rheinbrücke: Das Herz fängt an zu rasen, Beine und Arme verkrampfen sich, er bekommt einen Tunnelblick, schafft es über die Brücke, hält beim ersten Haus danach an, einem Gasthof, erschreckt den Wirt mit seinen hervorquellenden Augen, der auf der Stelle Notarzt und Krankenwagen alarmiert.

"Akute Vergiftungserscheinungen" diagnostiziert der Notarzt, will wissen, womit er zuletzt gearbeitet hatte, was HIMMELREICH nicht kann, weil er es nicht weiß, betet aber alle Stoffe herunter und dabei fällt ihm der Handelsname des Kunststoffes ein. Der Arzt gibt alles weiter an die Giftzentrale, Bernd HIMMELREICH geht es immer schlechter, er wird mit Blaulicht ins Krankenhaus gebracht, endlich das Feedback aus der Giftzentrale: "Antimontrioxyd", ein Flammschutzmittel. Größere Mengen können zum Herzstillstand führen, davon abgesehen, dass es potenziell krebserzeugend ist. HIMMELREICH liegt zwei Tage und zwei Nächte auf der Intensivstation, voll verkabelt und mit unzähligen Schläuchen vernetzt.

Nach vier Tagen wieder draußen trifft ihn der Schlag: im Briefkasten die fristlose Kündigung seines Chefs. Begründung: Er habe mit seinem Verhalten "der Firma die Feuerwehr auf den Hals gehetzt", Zitat Ende. Später erfährt er: Die Giftzentrale hatte die Feuerwehr verständigt, die unmittelbar darauf mit der Polizei angerückt kam, die ganze Firma evakuiert und alle Räume mit schwerem Atemschutz und Schutzanzügen dekontaminiert hatte. Den ganzen Nachmittag über. Wenig später kam dann die Rechnung für den Firmenchef: nicht eben billig.

Bernd HIMMELREICH sieht seine Kündigung nicht ein, zieht vors Arbeitsgericht. Dort tobt der Firmenchef weiter, sein Angestellter habe ja "völlig eigenmächtig" das "Zeug in Staub" verwandelt. Der Arbeitsrichter, solcher Situationen nicht unerfahren, hält dem uneinsichtigen Firmenchef eine Standpauke über die gerade neu in Kraft getretene Gefahrstoffverordnung und die Pflichten eines Arbeitgebers. Entsprechend das Urteil: Die fristlose Kündigung wird in eine fristgerechte umgewandelt, Weiterzahlung des Gehalts um 6 Monate, und - dies ist eine Besonderheit - : Sollte der Arbeitnehmer je an Krebs erkranken, würde der Chef als Hauptverantwortlicher vermutet und müsste dann beweisen, dass der Krebs nicht auf Antimontrioxyd zurückzuführen sei - eine klare Umkehr der Beweislast. Völlig unüblich im deutschen Rechtssystem.

Solche Erfahrungen prägen. Auch Bernd HIMMELREICH.

Neue Lösung, neue Losung

Nach dieser leidvollen Erfahring ist Bernd HIMMELREICH bei einem bekannten Hersteller von Schiebetechnik- und Schienensystemen sowie Fördertechnik gelandet und bildet dort u.a. die technischen Zeichner aus, entwickelt aber auch selbst neue technische Lösungen für unterschiedliche Auftraggeber. 1988 will der Volkswagen-Konzern für seine Marken VW, Audi und Porsche die Ausrüstungen in den Vertragswerkstätten von Stahl auf Aluminium umstellen und kommt auf das Unternehmen zu. Man wirf sich schnell einig, denn VW gilt als solventer Kunde, und Bernd HIMMELREICH wird sozusagen Chef dieses neuen Geschäftsfelds.

1994 ist HIMMELREICH mit seiner Sparte zum Exklusivlieferanten für alle VW-Werkstätten aufgestiegen, in denen auch mit Aluminium gearbeitet wird, wenn es um die Instandhaltung entsprechender Modelle geht. Es ist die Zeit, als Audi sein erstes Modell, den "Audi A 8" auf den Markt bringt, dessen Karosserie ausschließlich aus Aluminium besteht. "Alu" lautet das neue Stichwort und es ist mehr als ein Marketing-Gag: Ein Auto aus Aluminium wiegt rund 280 Kg weniger als eines aus Stahl und das spart Sprit. Mit dem Motto "Vorsprung durch Technik" läutet Audi sogar "eine neue Ära" ein, wie es Audi in einem seiner Werbespots prognostiziert.

Mit der neuen Technik kommen neue Probleme, z.B. bei der Instandsetzung nach einem Unfall, etwa wenn es um den Austausch von Ersatzteilen geht, bei dem geschweißt und/oder geschliffen werden muss. Da darf kein Alu-Staub mit Wasser oder Feuchte in Berührung kommen. Wenn also ein schadhaftes Auto direkt aus dem Regen in die Werkstatt abgeschleppt wird, muss es zunächst getrocknet werden. Ebenso sind die unterschiedlichen Zündfähigkeitsgrade ein Problem: Wenn beim Bearbeiten von Teilen aus Stahl Funken entstehen, sind die über 1.000 Grad Celsius heiß. Treffen sie auf eine Luftumgebung, die von Alu-Staub geschwängert ist, kracht es. Alu-Staub ist bereits bei 450 Grad Celsius explosionsfähig. Karl RADLER, mit dem wir diesen Text eingeläutet haben, kann davon ein Lied singen.

In den Produktionshallen von VW, Audi, Porsche und allen anderen werden entsprechende Bauteile aus Alu und Stahl a) hintereinander und b) in unterschiedlichen Werkhallen verarbeitet; der Prozess ist weitgehend automatisiert. Die Instandsetzung eines Autos in einer Kfz-Werkstatt findet üblichweise in einem einzigen Raum statt und wird händisch ausgeführt. Probleme sind also vorprogrammiert. Und Zündquellen gibt es in einer Kfz-Werkstatt viele: offene Flammen, mit deren Hitze Alu-Teile ausgebeult werden; Schleifen und Bürsten mit elektrisch betriebenen Motoren. Und natürlich Schweißen.

HIMMELREICH's Lösung: Statt mit dem Sicherheits-Grundprinzip "Vermeidung von Zündquellen" zu arbeiten, wie das die Berufsgenossenschaften propagieren, muss die adäquate Losung heißen: "Vermeidung von zündfähiger Atmosphäre."

HIMMELREICH und VW

Der VW-Konzern ist am Expandieren, es ist die Ära des neuen Vorstandsvorsitzenden Ferdinand PIECH, der 1993 von General Motors in den USA erfahrene Männer abwirbt, die VW auf Kosteneinsparungen trimmen sollen, z.B. mittels Just-in-time-Produktion, Verringerung der Fertigungstiefe und neuen Zulieferfirmen, denen die Investitionen für wachsende Produktivitätszuwächse bei VW aufgebürdet werden sollen. General Motors und seine deutsche Tochter Opel werfen den neuen Männern Industriespionage vor, es kommt zu einer Anklage, die aber nicht weiter verfolgt wird, weil sich der deutsche Autokanzler Helmut KOHL (CDU) und der US-Präsident Bill CLINTON (Demokraten) einschalten und einen Vergleich zuwege bringen.

Mit der Expansion von VW wächst auch das Geschäftfeld von Bernd HIMMELREICH, auch weil Audi mit seiner "A8"-Limousine erfolgreich ist und Aluminium immer mehr in Mode kommt - egal, ob Fahrzeug oder Werkstatt. 2005 gerät VW erneut in die Schlagzeilen, es ist die Rede von "Lustreisen" und "Viagra", mit denen der VW-Vorstand seine im Aufsichtsrat sitzenden Gewerkschafter und Betriebsräte gefügig macht. Mehr dazu unter www.ansTageslicht.de/VW. 

Zu dieser Zeit brütet Bernd HIMMELREICH immer mehr über die mit dem neuen Werkstoff verbundenen Probleme, über die niemand spricht. VW nicht, Audi nicht, die Berufsgenossenschaften nicht. Aber er spricht darüber mit seinem Chef, der das Gefährdungspotenzial ebenfalls zu erkennen vermag. Der Chef wirft hin - ihm sind die Haftungsrisiken zu hoch. Und geht. HIMMELREICH geht ebenfalls, er will sich mit einem Planungsbüro selbstständig machen, entsprechende Werkstattgeräte neu modellieren und macht dazu eine Rundreise durch die Republik, zu allen KFZ-Herstellern, von Audi bis VV, sowie vielen Werkstätten. Was ihm durch den Kopf geht, kommt gut an. Auch bei VW.

Kurz darauf kommt der Volkswagen-Konzern, Abteilung Werkstattausrüstung, auf ihn zu: VW würde für seine Marken und Modelle bzw. seine Vertragswerkstätten nicht nur Planungsleistungen kaufen wollen, sondern auch gleich die entsprechenden Produkte - niemand anderes würde sich so gut auskennen wie er. Für HIMMREICH ein absehbares Himmelreich.

HIMMELREICH macht sich selbstständig, gründet ein eigenes Unternehmen: ProWoTech GmBH - "Professional Workshop Technology". Und legt los. 1. Januar 2009.

ProWoTech in China

Die erste 'Amtshandlung' der neuen Einmannfirma: ein neuer Typus von "Sauger", denn das, was VW bisher unter der Produktbezeichnung "VAS 6088" als Absauganlage vertrieben hatte, war nicht nur für HIMMELREICH's ehemaligen Chef mit zu großen Risiken behaftet, sondern auch für ihn selbst. Für VW kein Thema, denn der Konzern hatte auch diese "Thematik", wie VW derlei delikate Probleme zu umschreiben pflegt, an Zulieferer out-ge-sourct.

Out-ge-sourct ab sofort an ProWoTech und deshalb sucht HIMMELREICH's neue Firma ein Modell, das sich beim Arbeiten punktgenau an jenen Stellen platzieren lässt, wo geschweißt und gebürstet wird. Zum einen, um an Ort und Stelle Alu-Stäube abzusaugen (Explosionsgefahr), zum anderen um toxische Schweißrauche abzuleiten (Gesundheitsschäden). Weil zu dieser Zeit Audi der Alu-Marktführer ist, wendet sich HIMMELREICH an den Leiter der dortigen Abteilung Werkstattausrüstung, den wir hier als "Audi-KHM" einführen. Und weil Audi selbst nichts an passender Lösung hat, fragt Audi-KHM nach beim Konkurrenten BMW und die haben einen Tipp, denn der Limousinenhersteller bayerischer Fabrikation hat mit einem neuen Typus bereits experimentiert: Industriesauger der Fa. Ruwac. Mehr aber auch nicht, und so zeigt sich Ruwac mehr als verblüfft, als plötzlich eine bisher unbekannte Firma namens ProWoTech danach fragt, um sie in das eigene Lieferprogramm aufzunehmen.

Der Sauger geht gut, die Aufträge wachsen. HIMMELREICH steigt groß ins China-Geschäft ein, denn deutsche Karossen erfreuen sich im Reich der Mitte großer Gunst. Und so fährt er selbst dorthin, macht seinen ersten großen Abschluss mit 500 Saugern, alle vom neuen Typ, den er inzwischen unter einer VAS-Nummer vertreibt. "VAS" steht für "Volkswagen Automative System". Das Kürzel soll Qualität und Sicherheit garantieren. So wie die früheren Sauger-Typen, die HIMMELREICH unter der Ägide seines ehemaligen Arbeitgebers vertrieben hatte.

Was HIMMELREICH auf Erden, im Reich der Mitte, vorfindet, erschreckt ihn: Die Sauger der alten Sorte sind vor allem Kopien. Die chinesischen Raubkopierer haben das Funktionssystem nicht verstanden. Die sicherheitshalber eingebaute Berstscheibe, die im Falle eines Falles den Druck einer Explosion nach draußen ableiten soll, haben sie für eine Wartungsöffnung gehalten und deshalb so gedreht, dass sie zur besseren Erreichbarkeit auf den Mitarbeiter gerichtet ist. Im Falle eines Falles eine Garantie für ein Desaster.

HIMMELREICH schreibt einen 12-seitigen Bericht, nennt Namen und Fakten, weil er "konkrete Sicherheitsrisiken für die Audi AG und die Audi-Aluminium-Reparaturstützpunkte sowie kommerzielle Verluste für die Werkstattausrüstung der VW AG" sieht. Und er kann nicht verstehen, dass VW und Audi über ihre dortige FAW-VOLKSWAGEN Automobile Co, Ltd. nicht einschreiten, nicht wahrhaben wollen, dass da in vielen Werkstätten "Zeitbomben ticken".

Für ihn ist dabei klar, "dass ich mir und meinen Produkten mit diesem Bericht den Weg bei FAW für immer verschließen werde. Aber ich war und bin für solche Machenschaften nicht zu haben. Und ich denke bei so brisanten Fragen wie Explosionsschutz ist man damit auch besser beraten und sollte lieber auch mal auf einen Markt verzichten."

Schweißrauch und Arbeitsschutz: eine neue Lösung

So schlimm wie befürchtet, kommt es nicht, ProWoTech kann weiterhin Sauger des neueren Typs nach China verkaufen.

Der eigentliche Markt liegt in Europa und so ist HIMMELREICH ständig auf Achse, besucht Werkstätten und macht Schulungen, verfeinert ständig seine Produktpalette, konkret seine vollständige Werkstattausrüstung. Die besteht nicht nur aus den neuen Saugern. Sondern auch in einer speziellen Innenbeleuchtung, die dafür sorgt, dass sich ein Mitarbeiter an keiner Stelle selbst verschatten und damit irgendein Problem übersehen kann; gleichzeitig ist die Farbtemperatur des Lichts auf das Niveau von Tageslicht getrimmt, so dass ein Auto während der Reparatur genauso aussieht wie es der Kunde draußen beim Abholen in Empfang nimmt. Und: Der Werkstattraum selbst ist von einer speziellen feuerbeständigen und von außen einsehbaren Plastikwandabschirmung umgeben, die im Falle eines Falles den Druck einer Explosion oder Verpuffung abfedern kann - im Gegensatz zu einem Raum mit festen Wänden.

Weil HIMMELREICH mit seinen Aktivitäten mehr als beschäftigt ist, holt er seinen besten Freund als Geschäftsführer, seine Frau (die spätere "Ex") als Prokuristin, und weitere Mitarbeiter ins Boot, die Firma wächst auf 10 Personen. Er selbst ist mit der Weiterentwicklung der Werkstatttechnik befasst, die dem Zweck einer perfekten Instandsetzung, aber vor allem auch dem Schutz der dort Beschäftigten dienen soll. Er hat seine eigene Erfahrung.

Auch an anderer Stelle wird experimentiert und weiter entwickelt. Bei Audi im schwäbischen Neckarsulm, wo an die 15.000 Menschen die Modelle A4, A5, A6, A7 und A8 fertigen, ist "Charles AZNAVOUR" zugange, den wir hier aus Anonymisierungsgründen so nennen. Er ist für die Reparaturleitfäden zuständig, an denen sich die Menschen in den Kfz-Werkstätten orientieren (sollen). Wegen Änderungen in den industriellen Fertigungstechniken werden immer mehr Teile eines Automobils nicht mehr verschraubt, genietet oder geschweißt, sondern verklebt: mit Spezialklebern, die auch schwere Teile ein Autoleben lang zusammenhalten, selbst wenn das Gefährt nur über holprige Kopfsteinpflasterstrassen oder unwegsame Feldwege gescheucht wird. Erst recht bei sportlicheren Modellen oder sogenannten SUV's.

Der Audi-AZNAVOUR ist nicht nur für die Audis zuständig, sondern auch für die "Lambos", die Lamborghinis aus dem Hause VW. Er versucht sich an einem ge-crashten Lamborghini "Huracan", dessen Fahrzeuggestell identisch ist mit dem des Sportwagens Audi R8. Audi-AZNAVOUR will eine mit Kunststoff verklebte Zierleiste ("Carbon-B-Säule") lösen: durch Erhitzen mittels eines Heizpacks, das 170 Grad Celsius hergibt.

So schnell geht das nicht, das darunter liegende Alu-Profil leitet die Wärme bestens ab. Als die Temperatur doch noch auf Touren kommt, fängt es an zu qualmen. Heftig. Der Rauch zieht nach oben, wird von der Klimaanlage aufgesogen und löst ob des unbekannten Stoffes in hochgradiger Konzentration Feueralarm aus. Ein ungeahntes Tohuwabohu ist die Folge, alle müssen raus, selbst jene, die in den angrenzenden Büros arbeiten. Die werkseigene Feuerwehr rückt an. So war das nicht gedacht, aber Experiment ist Experiment. Und experimentieren heißt lernen.

Audi-AZNAVOUR weiß, wen er fragen kann. Diesesmal rückt HIMMELREICH an. Denn das, was die Werkstätten dem Audi-Fachmann antworten, wie die solche Probleme angehen, nämlich "samstags, hinterm Haus, wenn keiner guckt", kann man nicht in einen Reparaturleitfaden schreiben.

HIMMELREICH's Lösung: ein Doppelarm-Aktivkohle-Sauger. Den kann man punktuell einsetzen, aber damit auch ein größeres Teil abdecken. Beispielsweise eine Stoßstange von 2 Meter Breite, die auch nur geklebt ist, oder Seitenteile eines "Golfs VII". Der eingebaute Aktivkohle-Filter soll dafür sorgen, dass Giftstoffe dort hängen bleiben.

So kommt es zu einem neuen Experiment mit einem Prototypen der Firma TEKA, einem Spezialisten für Sauger, Absauganlagen und Filter, die für ihre Modell "Caremaster" eine Prüfbescheinigung der DGUV vorweisen kann. Diesesmal sind Arbeitsschutz und Feuerwehr dabei, von Anfang an. Vor und hinter dem Sauger: unzählige Messgeräte - man will wissen, mit welchen Gefahrstoffen man es zu tun hat. Aber alles ist gut: Vor dem Sauger qualmt die chemische Hölle, hinten kommt nichts mehr raus. Das Experiment ist gelungen, der Sauger erhält das "VAS"-Gütesiegel: "892 003". Nun hat ProWoTech ein weltweites Alleinstellungsmerkmal in seinem Werkstattausrüstungs-Angebot: eine 2-in-1-Lösung für Klebearbeiten und fürs Schweißen.

Allerdings: HIMMELREICH's Angebot ist ein Angebot. Weder die Marken Audi noch Porsche oder VW sprechen eine Empfehlung aus, z.B. indem in den jeweiligen Reparaturleitfäden zu den jeweiligen Markenmodellen auf diesen sauberen Sauger hingewiesen wird, mit dem u.a. auch die krebserregenden Bestandteile von Schweißrauchen (Chrom-VI-Verbindungen, Nickeloxid, Stickoxide) aufgefangen werden. Die Mehrkosten gegenüber einem normalen Schweißrauchsauger ohne Aktivkohleneinsatz liegen unter 1.000 Euro. Hat Audi kein Interesse, in seinen eigenen Werkstätten 'saubere' Sauger durchzusetzen?

Audi-AZNAVOUR will uns zu dem Vorgang nichts sagen. Er (ver)mag sich noch nicht einmal (zu) erinnern.

Möglicherweise hängt dies mit einem Vorgang einige Jahre später zusammen, als er sich telefonisch bei Bernd HIMMELREICH meldet, weil ihn der WDR befragen möchte und Audi-AZNAVOUR wissen möchte, was Stand der Dinge ist. Als er während des Gesprächs am Computer den zusammen mit der firmeneigenen Werkssicherheit erstellten Bericht aufrufen will, muss er feststellen, dass der verschwunden ist. Als Audi-AZNAVOUR den dazugehörigen Email-Verkehr checken will, ist auch der nicht mehr existent. Jetzt erinnert er sich gegenüber HIMMELREICH: an ungehaltene Anrufe aus Wolfsburg und Ingolstadt, warum er denn solch "giftigen Berichte" durch den Konzern posten würde?

Offenbar soll kein Stäubchen die heile Volkswagen-Welt trüben.

Auch dazu können wir den Audi-Mann nicht befragen. Den Vorgang hat uns Bernd HIMMELREICH berichtet. Er hat noch Emails auf seinem Server, die den Testvorgang aus dem Jahr 2014 belegen. 

"Nichtwissen und fehlende Sensibilisierung". Betrug?

Der Sauger-Test bei Audi spielt sich übrigens im selben Jahr ab wie die Explosion bei Kai RADLER: 2014.

Parallel zum Verkauf seiner "VAS"-Produkte verbindet HIMMELREICH auch eine Einweisung, sprich Schulung. Und kommt dabei viel herum. Hier z.B. in Polen:

Die Beschäftigten in den Werkstätten nehmen ihn zu Beginn oft nicht voll, reden vom "nächsten teuren Audi-Spielzeug, das aussieht, als ob es von Star Wars kommt." Erst wenn er auf die Probleme zu sprechen kommt und die Lösung, die etwa ein neuer Sauger verspricht, geht das anfängliche Belächeln in betretenes Schweigen über: Praktisch niemand weiß, in welch potenziell gesundheitsgefährdender Umgebung gearbeitet wird:

  • Alu-Staub und Feuchte bedeutet Explosionsgefahr
  • gleiches gilt für Funken bei der Stahlbearbeitung, wenn die auf Alu-Staub treffen
  • Schweißrauche und ihre toxischen Bestandteile in Form von Nano-Partikeln und Gasen
  • Kleber, die für den Austausch von Ersatzteilen erst geschmolzen werden müssen
  • Benzol im Sprit.

Dieses "Nichtwissen und die darum völlig fehlende Sensibilisierung" lässt HIMMELREICH keine Ruhe und so lässt er die zuständigen Abteilungen bei Audi, Porsche und VW im Oktober im Rahmen zweier Emails wissen, dass er - schon weil dies längst gesetzliche Vorschrift ist - eine Prototyp-"Gefährdungsbeurteilung" erstellen wird, die jeder Betrieb machen muss, wenn "Tätigkeiten mit Gefahrstoffen" verbunden sind. So sieht es § 6 der Gefahrstoffverordung vor. Wenn schon die Hersteller der Autos in ihren Reparaturanleitungen dazu keine Hinweise für die Werkstätten geben, dann muss er es eben machen.

Es ist just die Zeit, als sich in der VW-Konzernzentrale der größte aller VW-Skandale nach und nach aufbaut, bevor er sich ein Jahr später, im September 2015, mit einem weltweiten Knall öffentlich Luft verschafft: der Dieselbetrug. Auch da hatte der VW-Konzern alle bewusst im Unklaren gelassen. In der stillen Hoffnung, dass dies so bleiben würde.

Berufsgenossenschaft Holz und Metall - BGHM

HIMMELREICH's ProWoTech wird längst von seiner Frau und seinem Geschäftsführer am Laufen gehalten, denn für Buchhaltung, Umsatzsteuervorauszahlungen oder die Provisionen für VW, in dessen Auftrag er die "VAS"-Werkstattausrüstungen verkauft, hat er keine Zeit. Er verlässt sich auf die beiden.

Die Explosion von Kai RADLER hatte er bereits letztes Jahr zum Anlass genommen, auch in diese Problematik der potenziellen Gefährdungen einzusteigen. Mit den "Werkstattausrüstern" bei Audi, Porsche und VW ist er schon lange im Kontakt, jetzt holt er die Berufsgenossenschaft Holz und Metall, kurz BGHM, mit ins Boot.

"Berufsgenossenschaften", dies muss man wissen, sind die analoge Einrichtung zur Gesetzlichen Krankenversicherung. Letztere sind der finanzielle Schutz für Kranke in Form einer Versicherung. Die Beiträge werden - gesetzlich geregelt, deswegen die Bezeichnung - von den Versicherten, in der Regel Arbeitnehmer, und den Arbeitgebern jeweils zur Hälfte aufgebracht. Die Berufsgenossenschaften als Träger der Gesetzlichen Unfallversicherung, stellen den finanziellen Schutz für die Unternehmen dar: für die Fälle, bei denen Arbeitnehmer im Zusammenhang mit ihrem Beruf entweder einen Arbeitsunfall erleiden oder - etwa durch eine zu hohe Schadstoffbelastung am Arbeitsplatz - berufskrank werden. In solchen Fällen muss dann nicht das einzelne Unternehmen Schadensersatz leisten, sondern die BG springt ein. So ist es zumindest gedacht. Diese Haftpflichtversicherung wird nur von den Arbeitgebern finanziert.

Dabei sind die Gebühren für die Unternehmen umso geringer, je geringer die Ausgaben für Unfälle und Berufskranke sind. Während eine Gesetzliche Krankenversicherung praktisch immer zahlt, weil sie dazu verpflichet ist, verhält sich das bei der Gesetzlichen Unfallversicherung ganz anders: Sie zahlt nur selten. Und wenn, dann meist nur eine begrenzte Zeit. Wir haben dazu in diesem Kontext mehrere Beispiele dokumentiert, bei denen die BGHM nicht oder nur widerwillig zahlt:

Das ganze System der Gesetzlichen Unfallversicherung, das auf den Berufsgenossenschaften basiert, haben wir dargestellt unter www.ansTageslicht.de/GUV.

Eigentlich ist eine primäre Aufgabe einer Berufsgenossenschaft (BG) die Prävention: Maßnahmen zu treffen, dass keine Unfälle passieren (können) und dass Arbeitnehmer nicht am Arbeitsplatz bzw. durch ihren Beruf erkranken (müssen). Investitionen in die Prävention ersparen den Unternehmen auf längere Sicht Geld. Sie nützen aber vor allem den Menschen, wenn sie weder verunfallen oder berufskrank werden. Aber längerfristig zu denken und zu kalkulieren, ist leider kein Prinzip, von dem man sagen könnte, dass es sich regelmäßiger oder gar hoher Gunst erfreuen würde. Bei Volkswagen nicht. In der Politik nicht. Und auch bei den Berufsgenossenschaften nicht.

2015: die "Heiligsprechung"

In diesem Fall ist es - zunächst - anders. Die BGHM zieht mit. Der zuständige Mann bei der BGHM, Olaf PFEIFFER, nimmt an den ersten Kick-off-Terminen teil, bei denen Ziel und Vorgehen diskutiert wird, z.B. am 8. Oktober bei Audi in Ingolstadt. HIMMELREICH hat mit den Werkstattausrüstern von Audi, Porsche und VW einen Arbeitskreis initiiert, dem jetzt auch die BGHM angehört. Es geht - zunächst - um die Probleme der "Mischverbauung" der neuen Autotypen, bei denen zunehmend Stahl durch Aluminium ersetzt wird und neuerdings auch immer mehr Kunststoffe zum Einsatz kommen. Bei Audi hatte Aluminium 2008 seinen Siegeszug begonnen, als der damals neue Vorstandschef Ferdinand PIECH den neuen Audi "A8" aus der Taufe hob, sein Lieblingsbaby. Nach und nach werden Aluminium und Carbonfaserbasierte Kunststoffe (CFK) immer häufiger in den neuen Modellen verbaut.

Jetzt hat HIMMELREICH seine Erfahrungen aus dem Explosionsunglück von Karl RADLER und dem Schweißrauch-Saugertest bei Charles AZNAVOUR von Audi in Neckarsulm zusammengetragen: in einer Vorlage mit dem Titel "Arbeitssicherheits-Ratschläge für die Multimaterial-Mix-Karosserieinstandsetzung", kurz "ASR MMM". Am 11. Dezember, kurz vor Weihnachten 2015, trifft man sich in Wolfsburg bei VW.

Zu dieser Sitzung, die mehrere Stunden dauert, gibt es eine sechsseitige "Aktennotiz", ein Ergebnisprotokoll, angefertigt von Bernd HIMMELREICH. Daraus geht laut Olaf PFEIFFER hervor, dass die BGHM von den Multimix-Materialien bisher keine Ahnung hatte und HIMMELREICH's Anfrage auf Mitmachen bei den zuständigen Damen und Herren in den Fachabteilungen "zunächst Verwunderung bis Erheiterung erzeugte, weil gleichzeitige Bearbeitung von Alu und Stahl im gleichen Raum normalerweise als technisch unmöglich" galt", wie es HIMMELREICH in seiner Aktennotiz festhält.

Da die Einführung des von VW schon länger angekündigten eigenen SUV-Modells, des "Touareg III", bevorsteht, der aus Multimaterial-Mix-Stoffen gefertigt wird, ist Handlungsbedarf angesagt. Herr PFEIFFER berichtet nach HIMMELSREICH's Angaben davon, dass sich die BGHM gerade die Werksvorgaben anderer Fahrzeughersteller durchgesehen habe und "erschrocken gewesen sei, wie falsch oder unvollständig diese seien."

Die anwesenden Vertreter von Audi und VW nutzen die Gelegenheit, um PFEIFFER zu fragen, "ob da Ungemach seitens der BGHM bei einer Betriebsprüfung oder -begehung zu befürchten ist, bis die ASR MMM ... publiziert" seien, was der BGHM-Mann verneinen kann, denn es gehe "primär darum, dass man den betroffenen Personenkreis in den Werkstätten nicht einfach 'dumm sterben' lässt." Schließlich gelte: "70% der Sicherheit kommt aus dem Wissen und der Kompetenz der Mitarbeiter, nur 30% aus der richtigen Gerätetechnik".

Und zu den absehbar zunehmenden "CFK-Reparaturen" (gemeint: den Carbon- bzw. Kohlenstofffaserverstärkten Kunststoffen in Autoteilen) schwant dem BGHM-Mann ein aufkommendes Problem wie seinerzeit bei Asbest (mehr dazu unter www.ansTageslicht.de/Asbestkrimi). Aber in den jetzt vorliegenden ASR MMM habe man ja auch dazu alle Risiken benannt. Und ebenfalls die Lösungen. Die Zusammenstellung könne deshalb als "lückenlos und wegweisend" gelten, so PFEIFFER. Eine Art "Heiligsprechung" durch die Berufsgenossenschaft, wie HIMMELREICH meint.

Einzig verbleibendes Problem: die "zügige Umsetzung, um die derzeitig noch vorliegende, juristische Grauzonen-Situation in den Werkstätten zeitnah zu eliminieren und auch die Fahrzeughersteller aus möglichen Risiko-Szenarien im Falle eines schweren Unfalls zu nehmen," wie es die Aktennotiz festhält, die HIMMELREICH am Abend in seinem Hotelzimmer schreibt und am nächsten Morgen den Autovertretern, die ein weiteres Mal bei VW zusammenkommen, persönlich übergibt. Olaf PFEIFFER, der an dem zweiten Treffen nicht mehr teilnimmt, bekommt sie zugemailt.

Olaf PFEIFFER von der BGHM können wir zu dieser Sitzung nicht befragen, um die Informationen aus der "Aktennotiz" abzugleichen. Die BGHM lässt uns dazu wissen:

"Wir dürfen keine Informationen im Zusammenhang mit Mitgliedsunternehmen geben, da diese Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse nach § 35 Abs. 4 SGB I darstellen und den Sozialdaten gleichstehen."

2016: Die Weichen sind gestellt. Eigentlich ...

Die Einführung des schon länger angekündigten "Touareg III" verzögert sich. VW steckt mitten im "Dieselgate"-Sumpf. Der Betrug wird immer offenbarer und in den USA sitzen erste Manager in U-Haft, müssen für die "Vorkommnisse", wie sie von der Autokanzlerin Angela MERKEL (CDU) bezeichnet werden, persönlich ihren Kopf hinhalten und VW stellt sich auf milliardenschwere Entschädigungssummen und Strafgelder ein. Auch der "Touareg II" gehört zu den Modellen, die mit betrügerischer Software ausgestattet sind.

In Wesel, am Sitz der Fa. ProWoTech, ist Bernd HIMMELREICH dabei, weitere Tests und Lehrbeispiele für gesundheitsschützende technische Vorsorgemaßnahmen in Kfz-Werkstätten durchzuführen. Er ist weiterhin als Erklärer, Trainer und Berater unterwegs, im In- und ab und an auch im Ausland, bis hin nach Südafrika, wo das Fachblatt "Automotive Refinisher - The Voice of the African Collision Repair Industry" einen größeren Bericht über "The Truth about Multi-Mix-Repair" druckt (Link führt zum gekürzten Online-Text).

In Deutschland informiert HIMMELREICH zum ersten Male auch die Konkurrenten BMW, Daimler und Jaguar Land Rover über die nach seiner Meinung unvollständigen, sprich "falschen" Lösungen in deren Werkstätten. Von VW wird er darauf aufmerksam gemacht, dass bei der noch ausstehenden redaktionellen Bearbeitung der ASR MMM "die vom Volkswagen Konzern vorgegebene CI beachtet und die dafür vorgesehenen Layouts verwendet" werden müssen.

VW hat derweil nicht nur Probleme mit "Dieselgate". Inzwischen muckt auch einer seiner größten Zuliefererfirmen auf: Die Prevent-Gruppe macht Ärger, will höhere Preise durchsetzen, droht mit Boykott, setzt diesen auch durch, die Bänder bei VW stehen eine Zeit lang still. Es geht weiter vor Gericht, die Auseinandersetzung wird sich über mehrere Jahre hinziehen. VW plant eine interne Arbeitsgruppe einzusetzen, die Prevent "aussteuern" soll. Dann wird sich herausstellen, dass einer der VW-Manager diese Sitzungen heimlich mitgeschnitten haben wird, in wessen Auftrag ist strittig, der Streit eskaliert erst recht und auf der Strecke werden zwei Tote bleiben, doch so weit ist es noch nicht.

Merkwürdige "Vorkommnisse" auch bei HIMMELREICH, der gerne auch sportliche Motorräder fährt. Mal sind die Bremslichtschalter deaktiviert, ein ander Mal die Bemsflüssigkeit seiner Yamaha SRX-6 verwässert, dann die Radmuttern bei seinem Mazda M-X5 gelöst. HIMMELREICH kann sich das nicht erklären.

2017: Präventionsdienst der BGHM in Hessen

Anfang des Jahres will der Serviceleiter eines größeren Autohauses im Frankfurter Raum, der auch schon die von ProWoTech entwickelte Werkstattausrüstung in kompletter Gänze geordert und eingerichtet hat, weil er seine unternehmerische Verantwortung kennt und ernst nimmt, für seine Werkstätten eine "Gefährdungsbeurteilung" machen, so wie das im Gesetz, konkret: der Gefahrstoffverordnung im § 6,  vorgeschrieben ist. Weil das nicht gerade einfach ist, bittet er den Präventionsdienst der BGHM in Hessen um fachlichen Beistand.

Der BGHM-Präventionsdienst stellt fest, dass er noch garnicht über eigene Unterlagen über Multimaterial-Mix-Mischverbauung verfügt, fragt deshalb innerhalb des Hauses nach, wo sich ebenfalls nichts auffinden lässt. HIMMELREICH's ASR MMM sind immer noch in Bearbeitung und die BGHM ist offenbar im Jahr 7 der aus 4 kleineren BGen entstandenen Fusion immer noch mit internen Koordinierungsproblemen zugange, als dass sie sich ausgerechnet diesen Fragen und Problemen hätte zuwenden können. Man ruft deshalb bei Bernd HIMMELREICH an, lässt sich die ASR MMM schicken und vereinbart einen Termin beim Autohaus.

Vor Ort schildert der Serviceleiter seine Probleme, an konkrete Informationen zu kommen, der BGHM-Mann zeigt sich entsetzt, dass bisher ohne jeglichen Gefahrenhinweise mit Aluminium hantiert wurde, stellt eine erste Testfrage, was denn als erstes passieren müsse, wenn ein Alu-Fahrzeug auf verschneiter Fahrbahn verunfallt und repariert werden solle. Die Monteure schauen sich fragend an, geben eine falsche Antwort, der BGHM-Präventionsdienstler schickt sie weg, marschiert zum Serviceleiterbüro und sagt: "Mit sofortiger Wirkung untersage ich alle Karosseriearbeiten in dieser Werkstatt! Ihre Leute haben ja nicht den Hauch einer Ahnung womit sie es hier zu tun haben!! Was wollen sie machen wenn Ihnen der ganze Laden um die Ohren fliegt?"

So hält es HIMMELREICH später schriftlich fest. Er will mit einem kleinen Bericht den Fahrzeugherstellern Dampf unterm Hintern machen.

Dem Serviceleiter fehlen die Worte, aber der BGHM-Mann hat ein Einsehen, verweist auf HIMMELREICH, der helfen könne, was der auch tut, immer unterbrochen vom Präventionsmann, der das, was HIMMELREICH erklärt, mit Bildern von Verletzten und Toten belegen kann. Die spontane Schulung geht bis in den frühen Abend, der BGHM-Mann hebt die Sperre wieder auf; er weiß jetzt, dass alle alles verstanden haben.

HIMMELREICH verschickt den Erlebnisbericht an Audi und VW und die BGHM in Hannover, die für VW zuständig ist, will klarmachen, dass flächendeckende Stilllegungen drohen könnten. Von allen erhält er Feedback: Ist in Arbeit.

2018: Stillstand

Weil sich bei dem, was "in Arbeit" ist, wenig tut, versucht HIMMELREICH innerhalb des VW-Konzerns eine Befassung mit dem anzustoßen, was ihm am Herzen liegt. Auch deswegen, weil jetzt der "Touareg III" auf den Markt kommt, jetzt mit veränderter Motorsoftware bzw. ohne "Abschalteinrichtung". So gut wie keine VW-Werkstatt ist für eine Multimaterial-Mix-Reparatur ausgerüstet.

Für ProWoTech wird es ein das Jahr des Email-Schreibens. Zum Beispiel weist HIMMELREICH den Audi-Mann "KHM" auf diese Probleme hin, bei Audi ist dies die Abteilung "I/VK-32". Audi-KHM leitet die Email weiter an den bei VW zuständigen Menschen mit der Kennung "K-AVO-RW/1", und der wiederum schickt sie an "K-ILP-1". Dort empfiehlt man, die Abteilung "K-SG-A" einzubinden.

Jetzt ist bei VW auch "K-AVO-RW/3" damit befasst, danach dann "A-GKP1-A" und "L-AVO-RW/2".

Offenbar fühlt sich niemand wirklich zuständig in dem Konzern. Auf Probleme aufmerksam gemacht zu werden, mag man bei VW nicht, es entspricht nicht der Unternehmenskultur. Das hatte vor Jahren nicht nur einer der vielen Beschäftigten erfahren müssen, dessen Geschichte wir unter www.ansTageslicht.de/Sprenger dokumentiert haben, sondern auch die Whistleblower unter den Ingenieuren, die frühzeitig das Management auf die betrügerischen Machenschaften bei den Dieselmotoren aufmerksam gemacht hatten. Jetzt sitzt nach dem Schuldeingeständnis von VW in den USA ein Aufpasser des US-Justizministeriums im Haus, Larry THOMPSON, der die "verdorbene Unternehmenskultur" brandmarkt und dafür sorgen soll, dass bei VW wieder "Ehrlichkeit und Offenheit" einzieht, wie er dem "Handelsblatt" gegenüber bereits ein Jahr zuvor erklärt hatte.

2019: Januar bis Ende Mai

Im März ist Bernd HIMMELREICH in Spanien unterwegs, konkret in Katalonien, will dort die Werkstätten auf Reparaturen beim "Touareg III" vorbereiten. Kaum in Barcelona gelandet und auf dem Weg zum Busbahnhof wird er genau dort überfallen. Nicht Geld oder seine kleine Aktentasche werden ihm entwendet, sondern der Rollkoffer. In dem ist - bzw. befand sich - sein Laptop mit den Schulungsunterlagen. Auf der Polizeistation des Flughafens zuckt man die Achseln: Das könne keiner von hier gewesen sein, denn jeder Dieb wüsste, dass der Busbahnhof rund um die Uhr mit Videokameras überwacht werde. Klauen könne man nur im Gewimmel der Ankunftshalle. Er solle die deutsche Polizei verständigen, auf dass die sich das Überwachungsvideo besorge.

Wieder zuhause erstattet HIMMELREICH eine Anzeige. Die Kripo Wesel unternimmt nichts. Sie legt das ausgefüllte Blatt Papier zu den Akten.

Wenig später erneut ein merkwürdiger Vorfall: ein Einbruch in seiner Wohnung - über die Terrassentür, die keinerlei Einbruchspuren aufweist. Diesesmal sind es Leitzordner mit privaten Unterlagen, die fehlen. Seine Frau bzw. "Ex", mit der er nicht mehr zusammen ist, die aber nach wie vor in seiner Firma arbeitet, will von nichts wissen. HIMMELREICH wird misstrauisch, überprüft als Firmenchef den Computer seiner Prokuristin bzw. "Ex" und stellt fest, dass seine "Ex" Abhörwanzen geordert hat. Er macht sich auf die Suche und wird fündig: in allen wichtigen Büroräumen, in der Technikabteilung und beim Vertrieb. Auf dem PC findet sich noch mehr: Die "Ex" hat offenbar die Reisedaten seines Barcelona-Flugs weitergegeben.

So wie HIMMELREICH unerwartete Entdeckungen auf einem seiner Firmen-PC's macht, die nicht ans Netzwerk angeschlossen sind, wartet auf ihn eine weitere Überraschung: auf den regulären Firmen-PC's, auf den seine "Ex" Zugriff hat, fehlen Firmenunterlagen: Schriftverkehre, Angebote und alles, was er bisher zum Thema Arbeitsschutz und ASR MMM gesammelt hat.

Aber regelmäßige Backups der Firmencomputer, die nicht in den Firmenräumen lagern, gehören auch bei ihm zum Standard. Seine "Ex" weiß das aber nicht.

Ein Anschlag?

Da gewinnt ein fast zeitgleiches Vorkommnis eine neue Bedeutung: Erst kürzlich war er mit seinem Auto unterwegs, spätabends bei Dunkelheit, hatte einen Abstecher bei McDonalds gemacht. Als er vom McDrive-Schalter losfuhr, setzte sich ein schwarzer, tiefergelegter 7er BMW, der vom Parkplatz aus startete, direkt vor seinen Wagen. An der Ampelkreuzung Schermbecker Landstrasse blinkte der BMW rechts, stadteinwärts Wesel, wo HIMMELREICH wohnt. HIMMELREICH selbst blinkte links und bog so auch ein, weil er noch ins Büro wollte. Plötzlich war der BMW hinter ihm, HIMMELREICH ließ ihn vor sich einscheren, der BMW verlangsamte sein Tempo auf 30 kmh, HIMMELREICH setzte zum Überholen an und auf gleicher Höhe gab der BMW ebenfalls Gas. Als HIMMELREICH abbremste, tat dies auch der BMW - HIMMELREICH gelang es nicht, vom linken wieder auf den rechten Fahrstreifen zu wechseln.

Daraufhin holte HIMMELREICH das Letzte aus seinem Wagen, einem spritzigen "Ford Mustang", beschleunigte auf knapp 200, der BMW zog nach, die beiden Fahrzeuge standen an der nächsten Ampelkreuzung "Am Schornacker", und HIMMELREICH gelang es, durch angetäuschtes Anbremsen vor dem aufkommenden Gegenverkehr doch wieder rechts einzuscheren. Nach 4 Kilometern.

Jetzt war es HIMMELREICH, den den BMW zum Stillstand bringen konnte, stieg aus, um den Fahrer zu Rede zu stellen. Der setzte mit durchdrehenden Rädern und aufgeblendeten Scheinwerfern rückwärts, wartete in 100 Metern ab und als HIMMELREICH seine Fahrt fortsetzte, war der BMW wieder hinter ihm: jetzt mit aufgeblendeten Scheinwerfern. HIMMELREICH wollte es wissen, konkret das Autokennzeichen, fuhr dazu extrem langsam, um den anderen zum Überholen animieren. Der BMW durchschauet den Trick und gab auf: An der nächsten Autobahn-Auffahrt bog er unerwartet ab und verschwand von der Bildfläche.

Ein Komplott? Etwa seitens seiner "Ex"? Oder VW? Von einem seiner potenziellen Konkurrenten, die nur auf eine günstige Gelegenheit warten, weil ein Eingebundensein in den VW-Vertrieb eine sichere Sache ist?

HIMMELREICH weiß es nicht. Vermutungen anstellen will er nicht. Aber er kündigt den Arbeitsvertrag seiner "Ex".

Juni 2019: die Entscheidung

Der Juni wird zum entscheidenden Monat. HIMMELREICH wendet sich an das "Aufklärungs-Office" bei VW ("K-ICW/2"), füttert den zuständigen Mann mit allem, 1) dem Problem generell, dass die gesamte Werkstattbranche "illegal unterwegs" ist, weil es in den Reparaturanleitungen keine Hinweise auf die potenziellen Gefährdungen gibt, sowie 2) mit konkreten Hinweisen, dass es in seiner Firma nicht mit rechten Dingen zugehe.

VW antwortet mit einer Vorgangsnummer: "10431/2019". Damit geht es die nächsten Tage mehrfach hin und her, HIMMELREICH verweist darauf, dass jetzt mehr als drei volle Jahre vergangen sind seit er seine ASR MMM vorgelegt habe. Und er fragt den VW-Mann: "Welchen Notfallplan kann ich noch anbieten?"

HIMMELREICH weiß und dies schreibt er auch dem VW-Mann: "Die besser gesicherten Arbeitsplätze zu bauen und zu installieren ist zeitnah unmöglich. Alternativprodukte gibt es nicht. Ich könnte aber meine guten Kontakte zur BG nutzen und die bitten, dass die für eine Übergangszeit damit zufrieden sind, dass wir bei VW zunächst nur die Absaugtechnik liefern und VW die ASR MMM verteilt. Das technische Hauptrisiko (Funkeneintrag auf den AL-Staub) ist damit schon mal eliminiert, wenngleich die GefStoffV nicht umfassend erfüllt ist. Vor dem Hintergrund, dass wir bis heute immer noch weltweit unfallfrei unterwegs sind, sollte das gelingen. Mein weltweites Vertreternetz könnte ich instruieren bei den Arbeitssicherheitsbehörden der jeweiligen Länder gaaaaanz langsam zu machen. Wenn die sehen, es bewegt sich was und VW kümmert sich, sind die sicher erstmal zufrieden. Jetzt ist echtes Krisenmanagement gefragt."

Um  13:30 am 4. Juni 2019 endet die Kommunikation. Der VW-Mann reagiert nicht mehr.

HIMMELREICH trifft (s)eine schwere Entscheidung. Er wird seine Produkte sperren. Weltweit. Er will nicht die Verantwortung übernehmen, dass irgendwo irgendetwas passiert und Menschen zu Schaden kommen.

Eine unübliche Entscheidung für einen Unternehmer, das weiß er, denn er schaufelt sich, wirtschaftlich gesehen, sein eigenes Grab.

Er macht es trotzdem.

Weil solche Worte wohl gewählt sein wollen, entwirft er das Schreiben, eine "Stilllegungsverfügung" an Audi, Porsche und VW, am 7. Juni, einem Freitag, in seinem Büro, nachdem alle ins Wochenende gegangen sind.

Um ganz sicher zu sein, wirft er nochmals einen Blick in die "GisChem"-Datenbank der BGHM, ob da immer noch nichts über den Gefahrstoff Benzol zu lesen ist oder über die Gefährdungen von Ottokraftstoffe allgemein. Die "Suche", so erinnert er sich heute, ergibt keinen Treffer. Ein weiteres Indiz, dass sich auf Seiten von VW und der BGHM nichts getan hat, um den nach seiner Meinung eigentlich notwendigen Arbeitsschutzvorkehrungen Genüge zu tun?

Heute, im Jahr 2021, gibt es ein solches Datenblatt, auf das wir später nochmals zurückkommen werden. Jedenfalls fragen wir die BGHM, ob es zu jener Version des GisChem-Datenblatts zu Benzol, die zur Zeit unserer Recherchen im Juni 2021 online war und die das Datum "7.6.2019" ausweist, also jenen Tag angibt, an dem HIMMELREICH seine Stilllegungsverfügung entworfen hat, eine Vorgänger-Ausgabe gegeben habe?

Antwort: Es habe bereits eine Version datierend mit 5. April 2019 gegeben. Also zwei Monate bereits zuvor.

Merkwürdig nur: Die Metadaten dieser beiden PDF-Dateien, die man nicht ohne weiteres aufrufen kann, sprechen für eine andere Interpretation:

  • Die fragliche Version, die nach außen hin das Datum "07.06.2019" ausweist, wurde danach am "26.11.2020" erstellt. Also nachträglich und fast ein ganzes Jahr später.
  • Die Vorgängerversion, die laut BGHM bereits am "05.04.2019" online gewesen sein soll, weist als Erstellungsdatum "02.06.2021" aus.

Dieses letzte Datum "02.06.2021" bedeutet: Die Vorgängerversion vom April 2019 wurde erst im Juni 2021, also 2 Jahre später, erstellt. Bemerkenswerterweise hatten wir genau 1 Tag zuvor, also am "01.06.2021", unsere Nachfrage nach der Vorgängerversion gestellt. Geantwortet hatte uns die BGHM dann am "04.06.2021".

Das müssen wir nicht weiter kommentieren.

Nach der Sperre

Die Sitlllegungsverfügung schlägt ein wie eine Bombe. Die ProWoTech-Telefone stehen nicht still. Die Anrufer wollen wissen, was los ist.

Parallel dazu informiert HIMMELREICH die "BAuA", die "Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin", mit der er schon vorher Kontakt hatte, der sich aber als wenig ergiebig erwies. Die BAuA ist u.a. für die Produktsicherheit zuständig. Gleichzeitig nimmt er Kontakt mit dem "AGS", dem "Ausschuss für Gefahrstoffe" beim Bundesarbeitsministerium auf, der aber für Überwachung von Gefahrstoffregeln nicht zuständig ist, weil es in die Kompetenz der Bundesländer fällt. Und er schreibt an die EU-Kommission, weist auf die Nichteinhaltung vieler Arbeitsschutzregelungen hin, hängt einen Artikel aus dem SPIEGEL des Jahres 1994 an, in dem sich dieser ausführlich mit den Problemen von mangelnden Präventionsmaßnahmen wie etwa bei Benzol auseinandergesetzt hatte: "Wir lassen sie sterben".

HIMMELREICH informiert auch die Konkurrenz - unzureichender Arbeitsschutz begrenzt sich nicht auf eine Marke. Und er macht nachmittags, als er Zeit dazu findet, eine interessante Entdeckung: In der Datenbank der BGHM, dem "Gefahrstoffinformationssystem Chemikalien", kurz GisChem, findet sich auf einmal ein Datenblatt zu Benzol. Erstellungsdatum: 7. Juni 2019. Das war der Freitag. Und ebenso gibt es jetzt ein solches für Ottokraftstoffe, also Benzin, in denen Benzol enthalten ist. Es trägt am Ende des Textes ebenfalls ein Datum: "07.06.2019".

Zufall?

Egal wie: HIMMELREICH hatte sich auf Stillstand beim Umsatz eingestellt, auf eine heftige Auseinandersetzung mit VW - ähnlich wie dies beim Zulieferer Prevent der Fall war bzw. ist.

Das Gegenteil tritt ein: ProWoTech wird mit Aufträgen geradezu überhäuft. Soll wohl signalisieren: Gib Ruhe, halt die Klappe, es wird Dein Schaden nicht sein!

Betrug im eigenen Unternehmen? In 'Kooperation' mit VW?

Weil HIMMELREICH's Geschäftsführer ständig rapportiert, dass bei VW und der BGHM die von ihm als fehlend oder unvollständig reklamierten Gefahrenhinweise "in Arbeit" seien, und zwar "mit Hochdruck", HIMMELREICH aber eben dieses Argument schon länger kennt, ohne dass sich nennenswertes getan hätte, wird er jetzt auch misstrauisch gegenüber seinem Geschäftführer. Weil er nichts mehr verkauft, keine Schulungen macht, hat er mehr Zeit für anderes und so macht eine Bestandsaufnahme, schaut sich die Zahlenwerke genauer an, die er bisher seinem Geschäftsführer und seiner inzwischen gekündigten "Ex" überlassen hatte.

Ihn trifft der Schlag: Offenbar gibt es zwei Zahlenwerke. Zwei unterschiedliche: seine eigenen Meldungen an die VW-Abteilung Werkstattausrüstung und die offiziellen. Seine eigenen Verkaufszahlen sind höher als jene, die der Geschäftsführer und seine "Ex" dorthin melden. Anders gesagt: VW erhielt - bisher - weniger an Provisionen als dem Konzern zustehen würde.

So sieht die Organisation der Geldflüsse (rot) aus:

Alles beginnt mit den Bestellungen der Werkstätten, die sie entweder bei ProWoTech oder bei der OTLG von VW machen (Originalteile und Logistik), die dann die Orders an ProWoTech weiterleitet, die daraufhin liefert und die Werkstätten in die Geräte einweist (Schritte 1 und 2). Bezahlen müssen die VW-Kunden an OTLG (3), die ihrerseits 12% des Rechnungsbetrags als eigene Marge einbehält und den Rest an ProWoTech überweist (Schritt 4).

ProWoTech meldet die Verkaufszahlen dann in einem 5. Schritt an die VW-eigene Abteilung Werkstattausrüstung, die wiederum für jeden Verkauf eine Provision in Höhe von 6% in Rechnung stellt (6). Letzter Schritt Nr. 7: ProWoTech überweist die 6%-igen Provisionen an die Volkswagen AG.

Irgendwo zwischen Schritt 4 und 5 müssen die Differenzen in cash verschwunden sein. Wo und wie das auch buchhalterisch möglich war, versucht HIMMELREICH jetzt herauszufinden. Soweit es um die Lieferungen ins Ausland geht, etwa China, ist das kompliziert, weil Exporte hier bzw. Importe dort von einem großen bürokratischen Aufwand begleitet werden, unabhängig davon, dass die dabei eingeschalteten Banken Garantien übernehmen müssen, ebenfalls mit Papierkram verbunden, damit das Geld letzten Endes auch wirklich da landet, wo es hinsoll. Insbesondere wenn sich Kunde und Lieferant nicht kennen.

Beispiel: ProWoTech hatte 2013 Sauger im Wert von knapp 762.600 Euro nach China geliefert. Das kann HIMMELREICH anhand der Lieferlisten rekonstruieren. In der offiziellen Buchhaltung beträgt der Umsatz 348.300 € - eine Differenz von über 400.000 Euro. Gleichzeitig eine Differenz zwischen an VW gezahlten und eigentlich zustehenden Provisionen. Aber auch eine Differenz beim eigenen Gewinn seiner Firma.

Ist das VW mit seinem gigantischen Organisationsapparat nie aufgefallen? Hat die VW-eigene OTLG ihre Zahlen nie mit der VW-Abteilung Werkstattausrüstung abgeglichen? Oder die VW AG, die die Provisionen vereinnahmt, ihre Daten mit OTG und/oder der Werkstattausrüstung?

VW schreibt uns, dass die ProWoTech-Abrechnungen "auf Plausibilität überprüft" worden seien. Es wären VW "keine Unregelmäßigkeiten aufgefallen."

Wir fragen nochmals nach: Sieht so das Controlling bei einem Weltkonzern aus, dass man sich auf "Plausibilität" verlässt? Gibt es keine laufenden Zahlenabgleiche, um beispielsweise Abweichungen zwischen Bestellungen und Rechnungen festzustellen? Oder hat man das 'Spiel' mitgemacht, weil es kostengünstiger ist, auf einige Zehntausende Euro zu verzichten als die ganzen VW-Vertragswerkstätten zu zwingen, den allerneuesten Stand des Arbeitsschutzes zu berücksichtigen?

Eine schriftliche Antwort von VW erhalten wir nicht. Stattdessen einen Telefonanruf des Pressesprechers: Die fraglichen Rechnungen wurden alle überprüft! Und zu unserer Frage nach einer "Plausibilitätsprüfung": "Da wurde nicht nur pi mal Daumen gecheckt!"

Anzeige und neues Rundschreiben

Inzwischen hat HIMMELREICH auch seinen Geschäftsführer entlassen, der zusammen mit seiner "Ex" die zweite Buchführung organisiert und davon auch - vermutlich - reichlich - profitiert hat. Um seiner Überzeugung Nachdruck zu verleihen, stellt HIMMELREICH bei der Staatsanwaltschaft Duisburg Strafantrag: gegen die maßgeblichen Mitarbeiter bei VW und den Ex-Geschäftsführer wegen Betrugs. Gegen seine "Ex" läuft eine solche bereits.

Weil die VW-konzerneigene OTLG auch ein Jahr später nach wie vor ProWoTech-Werkstattausrüstungen verkauft und HIMMELREICH aufgrund der Vertragskonstruktion als Dienstleister bzw. Subunternehmer bzw. Zulieferer für VW auch an die Werkstätten ausliefern muss, setzt HIMMELREICH an Rundschreiben auf, das er diesesmal direkt an seine Kunden, den Werkstätten verschickt. Darin erklärt er die rechtliche Situation, dass sie die ProWoTech-Produkte nicht verwenden dürfen, wenn sie nicht entsprechende Vorkehrungen für den Arbeitsschutz getroffen und beispielsweise eine Gefährdungsbeurteilung gemacht haben. VW habe sie darauf offenbar nicht aufmerksam gemacht.

Weil in § 3 des "Dienstleistungsvertrags" zwischen ProWoTech und VW vorgesehen ist, dass VW "in relevanten Fällen die Produkte [gemeint: die des Werkszeugherstellers von ProWoTech, Anm.d.Red.] in Reparaturleitfäden beschreibt", was nach HIMMELREICH's Meinung nicht geschehen ist, weil dort auch die potenziellen Gefahren nicht benannt sind, für deren Abwehr ja die ProWoTech-Produkte dienen sollen, reicht er beim Landgericht Braunschweig eine zivilrechtliche Klage ein und versucht mit einer einstweiligen Verfügung eine jetzt rechtlich wirksame Belieferungssperre so lange durchzusetzen, bis die eigentliche Frage in der Hauptsache geklärt ist. Und er schreibt direkt an VW-Vorstandschef Herbert DIESS und den Aufsichtsratsvorsitzenden Hans Dieter PÖTSCH, erklärt beiden die Situation und den Hintergrund. Die beiden letzten bekommen ihre Post als Paket. HIMMELREICH hat beiden alle relevanten Unterlagen dazu ausgedruckt: alle gesetzlichen Regelungen, derer es viele gibt; Sicherheitsdatenblätter mit den in Frage stehenden Gefahrstoffen; Kopien von Emails, die belegen, dass die fraglichen Abteilungen bei VW (/VK-32; K-AVO-RW/1; K-ILP-1; K-SG-A; K-AVO-RW/3; A-GKP1-A; L-AVO-RW/2 u.a.) seit langem Bescheid wissen.

Die angeschriebenen Herren antworten nicht.

danach

Längst schreiben wir das Jahr 2020. In der Nacht vom 10. auf den 11. August wird bei ProWoTech eingebrochen. Wie im Jahr zuvor in HIMMELREICH's Wohnung findet die Polizei auch hier an den Türen keinerlei Einbruchsspuren. Jetzt ist der wichtigste Firmen-PC geklaut.

HIMMELREICH beauftragt einen Spezialisten, einen IT-Forensiker. Der kennt sich mit Netzwerken aus und kann mittels der restlichen Computer das ganze Ausmaß des Computerdiebstahls zutage fördern: Der oder die Einbrecher haben Konstruktions-, Kalkulations- und Kundendaten abgezapft. In wessen Auftrag und/oder Motivation auch immer.

Wie es der Zufall will, diesesmal in anderer Sache: Einen Tag später verbrennt in seinem Auto mitten auf einem Feldweg in Rottorf im Kreis Helmstedt Christian M. "Selbstmord" erklärt die Staatsanwaltschaft. Auf den Toten war im Mai desselben Jahres ein Brandanschlag verübt worden, sein Haus, ein restauriertes Bauernhaus, war vollständig in Flammen aufgegangen. Christian M. war Mitarbeiter in der VW-Compliance-Abteilung. Jener Abteilung, bei denen die internen Whistleblower aufgelaufen waren, die auf die Betrugssoftware hingewiesen hatten. Und er wird seitens VW als jener verdächtigt, der seit langer Zeit VW-interne Diskussionen mitgeschnitten hatte, bei denen es um die Frage ging, wie man den unbotmäßigen Zulieferer Prevent "aussteuern" könne.

Bereits ein Jahr zuvor war dessen Freund, gleichzeitig ein Feuerwehrkamerad und ebenfalls Mitarbeiter in der Compliance-Abteilung von VW tot im Wald aufgefunden worden: hängend an einem Strick.

Wenige Wochen später macht  HIMMELREICH eine Entdeckung: Er findet seine komplette Produktpalette wieder. Hier auf dem Bild zu sehen: der Karosseriearbeitsplatz, den HIMMELREICH einst konzipiert hatte.

Es ist nicht die Website von ProWoTech. Es ist der Onlineauftritt eines seiner kooperierenden Vertriebsunternehmens, der Fa. Wielander + Schill. Die Firma W+S war von seinem Ex-Geschäftsführer betreut worden, den HIMMELREICH kurz nach seiner ersten Stilllegungsverfügung fristlos gefeuert hatte, nachdem er der zweiten inoffizellen Buchführung auf die Schliche gekommen war.

Jetzt wird alles unter den gleichen VAS-Artikelnummern hier verkauft. ProWoTech ist weg vom Fenster.

Still und leise

Still und leise gehen die Hinweise auf die Reise ...

So könnte man kurzgefasst beschreiben, wie das, was Bernd HIMMELREICH getrieben hatte, hier, da und dort Eingang in die ein oder andere Broschüre, in einen Reparaturleitfaden oder sonstwie beziehungsweise sonstwo seinen Weg findet. Es ist eine Reise - sie beginnt und dauert. Schnell geht es nicht.

Still und leise bei Volkswagen

Nimmt man sich von VW den bisherigen Reparaturleitfaden "Karosserie-Instandsetzung Touareg 2018" vor, der den Stand "09.2019" wiedergibt, und forstet man die 356 Seiten nach bestimmten Schlüsselbegriffen durch, die für relevante Probleme und Gefährdungen stehen, macht man also das, was Kommunikationswissenschaftler eine "Inhaltanalyse" nennen, so sind die "Sicherheitshinweise mehr oder weniger auf diese Mini-Tabelle beschränkt, die wir hier abgebildet haben. Sie taucht regelmäßig auf, insgesamt 31 Male, immer in der gleichen Form. Nie auf das aktuelle Problem bei einem bestimmten Arbeitsgang bezogen.

Der Grad der Wahrnehmung und der Aufmerksamkeit bei jenen, für die er gedacht ist, dürfte gering sein, ohne dies empirisch gemessen zu haben. Der Bezug für denjenigen, der im Reparaturleitfaden nachschaut, hält sich in engen Grenzen, denn die "Sicherheitshinweise" sind allgemein gehalten. Aus der Verständlichkeitsforschung weiß man: Nur wenn man erklärt, was man vermitteln möchte, wird etwas ernst genommen und das ist die erste Voraussetzung, damit es dann auch umgesetzt wird.

Aus der Unfallforschung beispielsweise weiß man, dass Verbote (Halteverbot) oder Gebote (Geschwindigkeitsbeschränkung) dann am besten funktionieren, wenn dem Adressaten der Zusammenhang klar wird, also kurz und bündig erklärt wird. Auf Verkehrsschildern muss das mit einem Stichwort oder einem auf Anhieb erkennbarem Bild geschehen, weil die zeitliche Dauer der Wahrnehmung für einen fahrenden Autofahrer kurz ist, z.B. dass es auf der fraglichen Strecke häufig zu Auffahrunfällen kommt und deswegen langsames Fahren angesagt ist. Bei Reparaturleitfäden, die dem Werkstattmitarbeiter erklären, was in welcher Reihenfolge wie gemacht werden muss, sollte man dafür mehr Platz einräumen. Und den Adressaten zum Mitdenken motivieren.

Einzig das Problem von "Aluminium-Feinstaub" wird konkret angesprochen: auf S. 30. Es fallen die Stichworte "brennbar und/oder explosiv", die "mögliche Wirkung des Saugers als Zündquelle" und beim Thema "Stahl-Feinstaub" wird ein "Funkenflug für den Aluminium-Feinstaub" als das "höchste Risikopotenzial" dargestellt. Alles richtig, aber weshalb ein Funken beim Alustaub so gefährlich ist, wird auch hier nicht kommuniziert.

Zur Giftigkeit von "Schweißrauch" findet sich kein einziges Wort. Ebensowenig auf die damit verbundenen konkreten gesundheitlichen Gefahren. Dass man - um ganz praktisch zu werden - ein regennasses Auto, dass aus Alu/Stahl besteht, erst trocknen muss, bevor man den Schweißbrenner ansetzt: Fehlanzeige.

Im Reparaturleitfaden zum Touareg, Ausgabe 09.2020, liest sich das jetzt anders.

Jetzt erfährt der Anwender mehr: Er wird über die physikalischen und chemischen Zusammenhänge aufgeklärt, also dass etwa beim Zusammentreffen von Aulinium-Feinstaub und Wasser "brennbares/explosives Wasserstoffgas" entstehen kann. Dieses Problem bzw. das Wort "Wasserstoffgas" exisitierte in den bisherigen Leitfänden überhaupt nicht.

Gleiches beim Thema Stahl-Feinstaub. Jetzt gibt es auch dazu mehr und konkretere Informationen zu den Gefahrenquellen. So wie man sich das vorstellt, wenn man von anwendungsorientierten und verständlichen Hinweisen spricht.

Still und leise bei der Berufsgenossenschaft bzw. deren Dach: DGUV

Ausführlicher - auf 50 Seiten plus einer Seite mit Hinweisen auf Quellen und bezugnehmende Normen - ist eine Broschüre der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) zum Thema "Schleifen, Bürsten und Polieren von Aluminium" mit dem Untertitel "Vermeiden von Stauvvbränden und Staubexplosionen". Die Broschüre versteht sich als "DGUV-Regel 109-001".

Diese Publikation ist neu.

Sie datiert vom Dezember 2020 - fünf Jahre nach dem Treffen im Dezember in Wolfsburg, als Vertreter aller VW-Marken (Audi, Porsche, VW), die BGHM und Bernd HIMMELREICH zusammen saßen und über die "Arbeitssicherheitsratschläge" diskutiert hatten.

Allerdings: Hinweise auf Atemschutz gibt es nicht. Beziehungsweise nur in der Form, dass man doch bitteschön auf die "DGUV-Regel 112-190 - Benutzung von Atemschutzgeräten" zurückgreifen möge.

Das Ende?

Bernd HIMMELREICH, dem "Gesundheit wichtiges ist als Umsatz", war sich im Klaren, dass er sich mit seiner Stilllegungsverfügung seiner von ihm konzipierten Arbeitsplätze für die VW-Werkstätten Ärger einhandeln und ein erhebliches wirtschaftliches Risiko eingehen würde. Letztlich ist es so gekommen. Jedenfalls vorerst.

Die Klage gegen VW auf 1) Rückabwicklung der Provisionen, weil der Konzern die damit verbundenen Leistungen nicht erfüllt habe (Darstellung der Probleme in den Reparaturleitfäden), 2) auf Feststellung, dass letztlich VW für die (unbefriedigenden) Zustände in den VW-Werkstätten verantwortlich ist und dass 3) die Reparaturleitfäden nach § 3 des Produktsicherheitsgesetzes auf die notwendige Form gebracht werden müssen, schmort beim Landgericht Braunschweig.

Weil HIMMELREICH das Betrugssystem seines ehemaligen Geschäftsführers und seiner "Ex" in seinem eigenen Unternehmen entdeckt hatte, ergeben sich daraus erhebliche Steuerschulden bzw. - nachzahlungen. Geld ist dafür aber keines mehr da. Anders gesagt: Die ProWoTech ist - eigentlich - überschuldet. HIMMELREICH beantragt im März 2021 das Insolvenzverfahren. Wegen eines Formfehlers wird das abgelehnt, HIMMELREICH korrigiert den Fehler, das Insolvenzverfahren kommt dennoch nicht in Gang: Er braucht dazu die Unterschrift seines gekündigten Geschäftsführers, aber der unterschreibt nicht.

So sieht sich Bernd HIMMELREICH gefangen nicht nur in einer prekären wirtschaftlichen Situation, sondern auch in der bundesdeutschen Bürokratie. Allerdings: Aufgeben wird er nicht. Dazu ist ihm das Thema Arbeitsschutz in Kfz-Werkstätten zu wichtig.

Arbeitsschutz in Deutschland

Unzählige Gesetze, Verordnungen, Vorschriften in Form von Richtlinien (TRGS, TRBS) oder DGUV-Regeln mögen den formalen Idealen entsprechen. Für die tägliche Praxis, konkret für einen effektiven gesundheitlichen Schutz von Leib und Leben nützen sie solange nichts wie sie nicht wirklich wahrgenommen werden (können): Unübersichtlichkeit und Unverständlichkeit wirken ebenso als Bremse wie die mangelhaften Kontrollen der Behörden und die unzureichenden Präventionsmaßnahmen der Berufsgenossenschaften.

Die 'Politik da oben' ist damit offensichtlich einverstanden. Jedenfalls zeigt sie sich - von sehr sehr wenigen Ausnahmen abgesehen - flächendeckend desinteressiert. Sie kann sich das (bisher) leisten, weil sie sich darauf verlassen kann, dass die potenziell Betroffenen die - u.a. auch hier angesprochenen - Zusammenhänge nicht kennen. In der Wissenschaft spricht man von der "Unmerklichkeit" solcher Zusammenhänge.

Jene, die im Einzelfall die Folgen zu spüren bekommen, sind gesundheitlich nicht nur zu sehr geschwächt, sondern für die 'hohe Politik' als Wählerstimmenmasse zahlenmäßig nicht (mehr) interessant genug.

Wir haben drei solcher Beispiele, sprich Schicksale dokumentiert:

Den gesamten Themenkomplex haben wir zusammengefasst unter Arbeitsschutz in Deutschland: zwischen Schein und Sein. HIMMELREICH's Engagement in Sachen vollständige Reparaturleitfäden haben wir beschrieben in Paragraph 3 Produktsicherheitsgesetz. Oder: Deutscher Behördenwirrwarr. Zulasten des Arbeitsschutz?


Hinweise

Diese Geschichte lässt sich direkt aufrufen und verlinken unter www.ansTageslicht.de/Bernd-Himmelreich. Eine Kurzfassung gibt es unter www.ansTageslicht.de/Himmelreich. Der dazugehörige Text in Sachen § 3 des ProduktSG findet sich unter www.ansTageslicht.de/Paragraph3. Die anderen Texte, die sich ebenfalls auf die Gesundheits- und Arbeitssicherheitsprobleme im Kfz-Gewerbe beziehen, finden Sie in der rechten Navigationsleiste hier oben bzw. auf dem Smartphone unterhalb dieses Textes. 

(JL)

Der Text, den Sie hier lesen, gehört zum Themenkomplex

Krank durch Arbeit.

Weitere Bestandteile sind diese Themenschwerpunkte:

Ebenso dazugehörig, aber an anderer Stelle bei uns platziert:

Alle diese Themenschwerpunkte bestehen aus mehreren (ausführlichen) Texten, die wir "Kapitel" nennen. Den gesamten Themenkomplex im Überblick können Sie direkt aufrufen und verlinken unter www.ansTageslicht.de/krankdurcharbeit.