Heute geht es um die Cockpit-Tür. Bzw. die Frage, ob jener Pilot, der im Cockpit war, dem anderen, der draußen war den Zutritt verwehrt hat.
Eine Cockpit-Tür muss seit den Anschlägen vom 11. September 2001 so gesichert sein, dass niemand unbefugt ins Cockpit kann. Um sicherzustellen, dass einer der Befugten eintreten kann, dafür gibt es a) einen Zugangscode ("Anklingeln") und b) einen Notfallcode, den man in ein Keypad eingeben muss. Die Funktion ganz generell und was offenbar beim fraglichen Flug passiert ist, hat der Luftfahrtexperte und Luftfahrtjournalist Tim van BEVEREN in seinem Gutachten beschrieben (S. 94 ff bzw. PDF: S. 34 ff).
Er bezieht sich auf den Abschlussbericht der BEA auf S. 38, die den CVR mehrfach abgehört und mit diversen technischen Methoden analysiert hat. Ergebnis: Der Captain hat nur den Zugangscode eingegeben. "Die Möglichkeit, dass es sich um die Eingabe des Notfallcodes handelt, der nach 980 ms durch eine Bewegung des Kippschalters im Cockpit beendet wird, als höchst unwahrscheinlich betrachtet." Bedeutet: der Notfallcode wurde ganz offensichtlich nicht benutzt.
Bleiben 2 Fragen: Warum nicht der Notfallcode? Und warum beim ersten "Anklingeln" die Tür nicht geöffnet wurde?
Eine Erklärung könnte sein, dass der Notfallcode nicht funktioniert hat. Tim van BEVEREN hatte Hinweise erhalten, nach denen es schon mal eine Fehlfunktion mit dem Keypad gegeben hatte. Zum Glück auf dem Boden, so dass das Wartungspersonal helfen konnte. Weitere Erkenntnis: Die ordnungsgemäße Funktion wird nur alle 12.000 Flugstunden überprüft. Bei den täglichen Checks vor Flugbeginn wird nur der Verriegelungsmechanismus überprüft.
Egal wie: In der "Minimum Equipment List" von Germanwings ist festgehalten, dass während eines Flugs "at least two people must bei always present in the cockpit throughout the entire flight".
Offenbar war das bei diesem Flug nicht der Fall.